Famulatur Orthopädie in Schulthess Klinik (8/2019 bis 9/2019)

Krankenhaus
Schulthess Klinik
Stadt
Zuerich
Station(en)
alles
Fachrichtung
Orthopädie
Zeitraum
8/2019 bis 9/2019
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik
Heimatuni
Halle
Kommentar
Allgemein:
Die Schulthess Klinik ist eine orthopädische Privatklinik in Zürich. Hier gibt es meist keine akuten Fälle, 99% aller Patienten kommen aufgrund elektiver Eingriffe. Dabei deckt die Klinik das volle Spektrum der Orthopädie ab. Man durchläuft in der Zeit auch alle (je nach dem wie lang man hier ist) Bereiche und kann sich, insofern die Kapazitäten das erlauben, die jeweiligen Fachbereiche selbst wählen.

B E A C H T E:
In der Schweiz gibt es keine Famulanten oder PJler, alle sind Unterassistenten (UHUs) und werden gleichartig eingesetzt.
Schweizerdeutsch ist kein Deutsch wie man es aus Deutschland kennt ;)
Autofahren in Zürich ist mühsam, Parken unsagbar teuer, eine Parkkarte bekommt erst ab einem Aufenthalt von 3 Monaten
In der Klinik trägt man private Kleidung und einen klinikeigenen Kittel darüber
Am ersten Tag gibts ein Mittagessen umsonst
Die Klinik bietet Personalzimmer an, aber Achtung: kein WLAN, Wohnungen im Sozialwohnbau der Stadt Zürich, kein eigenes Bad, Küche mit 20 Anderen teilen und das Bad mit 10 weiteren Bewohnern. Nichtsdestotrotz ist es verhältnismäßig günstig, praktisch und man hält es gut aus. Ich habe mir von ALDI eine SIM Karte gekauft für 30 CHF und hatte 10 GB für den Monat. In der Klinik gibt es WLAN.
Überstunden werden gut bezahlt.
Ein Kaffee am Tag ist gratis. Im OP werden Brot, Tütensuppe und Getränke gestellt. In der Cafeteria erhält man ab 18:30 alles zum halben Preis und auch sonst einen Mitarbeiterrabatt.

Arbeit:
Tagesbeginn 6:45 Uhr. Der Tag startet mit dem Morgenrapport. Montags und Freitags gemeinsam mit allen Fachbereichen und anschließenden Fachvorträgen von Assistenzärtzen bzw. Ober/Chefärzten oder Gästen.
Die Einteilung der UHUs werden von diesen selbst vorgenommen. Die primäre Aufgabe ist die Anwesenheit im OP: Helfen bei der Lagerung, Röntgenbilder aufrufen, eigene Handschuhe der OP Schwester anreichen, Haken halten, beim Patienten bleiben, bis dieser umgelagert ist. Die Stimmung im OP ist meist gut, natürlich abhängig vom jeweiligen Team. Je nach Besetzung darf man selbst mal aktiv werden (mal hämmern, mal zunähen), aber im Großen und Ganzen ist die Arbeit doch recht stupide und man trifft nur selten einen Operateur, der viel und gern erklärt. Mir hat dennoch gefallen, so viel gesehen zu haben. Alle Spezialisten sind im Haus vertreten und man bekommt OPs zu Gesicht, die man vielleicht nicht in jedem Krankenhaus sehen würde. Außerdem ist diese Famulatur super geeignet, um einfach etwas Routine im OP Alltag zu bekommen.
Die UHUs, die "auf Station" eingeteilt sind, bereiten die Neuaufnahmen vor. Alle Studenten sitzen im Keller in einem Büro, jeder mit eigenem PC und Zugang zu allen Patientendaten. Vorbereiten bedeutet: Krankengeschichte des Patienten in den Akten zu eruieren, Haupt und Nebendiagnosen zu erfassen, den Medikamentenplan zu überprüfen und Allergien etc. zu erfassen. Diese Aufgabe ist meist zügig erledigt. Man bereitet sich alles vor und visitiert die Patienten am Nachmittag. Auffälligkeiten werden dann an den diensthabenden Arzt übergeben. Die Arbeit auf "Station" macht einen daher nicht kaputt ;)
Es bleibt also genug Zeit für eine ausgiebige Frühstückspause und auch ein Mittagessen (vergünstigt für uns 9 CHF - echt preisgünstig für die Schweiz und auch wirklich gutes Essen!).
Wer selbst Kapazitäten hat, kann seine Zeit auf verschiedene Art verbringen. Ich habe mich gern in Sprechstunden reingesetzt. Auch da kann man sich nach Absprache mit den jeweiligen Ärzten eigentlich alles ansehen und (aber leider nur selten) selbst mit untersuchen. Neben den klassischen orthopädischen Fächern, besteht auch die Möglichkeit, sich die Rheumatologie, die Manuelle Therapie oder Sportmedizin anzusehen.
Im August gab es bei uns einige Fortbildungen, die nach 17 Uhr von den Ärzten extra für uns angeboten wurden. Diese fand ich ausgesprochen gut und auch die einzige Möglichkeit, tatsächlich mal etwas gelehrt zu bekommen.
Weiterhin standen in dem Lernraum Arthroskopie Simulatoren bereit. Leider habe ich diese erst zu spät entdeckt, aber sie bieten zahlreiche Übungsmethoden beispielsweise am Schulter und Kniegelenk zu üben.

Zürich:
Der Aufenthalt in der Klinik steht und fällt natürlich immer etwas mit den Kollegen. Ich kann mich gar nicht beschweren und hatte eine schöne Famulaturzeit in Zürich. Auf dem See kann man Bootsfahrten unternehmen, es gibt viele Restaurants, Bars, Cafes. Die Umgebung von Zürich läd zum Wandern ein. Bern als Stadt ist definitiv einen Besuch wert. Da könnt ihr selbst mal bisschen schauen, was es alles gibt :)

Fazit:
Alles in allem war es eine gute Famulatur. Man arbeitet teilweise schon recht lang und viel und ist einfach kaputt am Abend. Einem sollte allerdings auch bewusst sein, dass man hier weniger selbst machen darf als in Deutschland. Es gelten strengere Regeln was bspw. das Operieren/Nähen angeht (selbst die Assistenzärzte halten oftmals stundenlang nur Haken). Die Bezahlung ist ein großer Vorteil im Vergleich zu Deutschland. Die Arbeit im OP sollte einem Spaß machen, sonst ist man hier bisschen an der falschen Stelle. Man sieht viel und gerade denjenigen, die orthobegeistert sind, wird bei der Vielfalt und dem Niveau der medizinischen Eingriffe das Herz aufgehen.
Bewerbung
Ich selbst habe mich erst 5 Monate im Voraus beworben und das war gar kein Problem. Die anderen UHUs hatten ihren Platz jedoch teilweise schon seit 3 Jahren sicher. Also es ist sicher am schlausten, sich so zeitig wie möglich bei Fabienne Conrad zu melden. Die Organisation ist top. Man bekommt eine Einführung, alle Dokumente und einen Überblick, sodass man sich doch recht flott zurecht findet.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Gipsanlage
Patienten untersuchen
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1350 CHF brutto
Gebühren in EUR
300 CHF Miete für das Zimmer; 200 CHF für die Endreinigung des Zimmers ( nur einmalig)

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen
2
Stimmung Klinik
1
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Lehre auf Station
3
Insgesamt
2

Durchschnitt 2.07