Beginn und Organisation:
Ich habe meine erste Famulatur direkt nach meinem 5. Semester in Neustrelitz auf der Inneren Medizin gemacht. Den Platz hatte ich über Kontakte dahin organisiert, aber im Verlauf habe ich sowohl die Sekretärin des Chefarztes als auch die Verantwortlichen aus der Personalabteilung kennengelernt, welche alle wirklich sehr nett waren und alles lief super organisiert ab, deshalb denke ich, dass es auch einfach per Mail total unkompliziert wäre.
Ich habe hier eine Unterkunft gestellt bekommen, die Kommunikation dazu war ebenfalls einwandfrei und alles hatte auch super geklappt.
Direkt an meinem 1. Tag habe ich auch ein eigenes Telefon, einen Zugang zu ORBIS, einen Schlüssel und ein Namensschild bekommen. Alles war bereits vorbereitet und auch da gab es wirklich gar keine Probleme.
Ablauf auf Station:
Jeder Morgen begann für mich mit der Frühbesprechung um 7:30 Uhr. Dort wurden die neu aufgenommenen Patienten vorgestellt und die Pat., bei denen es Vorkommnisse gab, besprochen. Im Anschluss konnte ich Blut abnehmen und Flexülen legen. Ich muss dazu sagen, dass hier eigentlich die Pflege die BAs macht, nur wenn die nichts bekommen, machen das die Ärzte. Da ich zuvor keine Erfahrungen im Blutabnehmen oder Flexülen legen hatte, habe ich das in der ersten Woche immer mit einem Arzt/Ärztin zusammen gemacht, sodass mir bestimmt 5 oder 6 Ärzte alle ihre Tipps dazu mit an die Hand gegeben haben. Die 3 Wochen danach habe ich die BAs und Flexülen alleine gemacht. Generell kann ich noch sagen, dass wirklich alle unglaublich nett und verständnisvoll waren, wenn ich es mal nicht geschafft habe, bei jemandem Blut zu bekommen.
Um ca. 9:20 Uhr hatte man eigentlich immer die Zeit gemeinsam mit den anderen Ärzten Frühstück zu essen und Kaffee zu trinken.
Danach war die Visite, bei welcher man immer dabei sein konnte. Man musste eigentlich nur einmal bei dem Arzt/der Ärztin fragen und alle haben einen sehr gerne mitgenommen.
Die Station 1 ist in 1a und 1b aufgeteilt. Am Mittwoch ist auf der 1a Chefarztvisite und am Donnerstag auf der 1b. Der Chefarzt ist auch total nett und erklärt einem gerne, deshalb würde ich diese jedem ans Herz legen. Zumal man dann auch alle Patienten der Station kennenlernt.
Nach der Visite habe ich entweder den Arzt/die Ärztin weiter begleitet oder Zugänge aufgenommen. Die ersten 2 Patienten hatte ich noch mit jeweils einem der Oberärzte zusammen aufgenommen, danach habe ich dies selbstständig gemacht und anschließend mit dem zuständigen Arzt besprochen. Meistens haben sie dann mit mir noch besprochen, welche Untersuchungen der Patient noch bekommt und welche Medikamente sinnvoll sind. Leider hatte ich im Studium noch kein Pharmakologie, weshalb ich da noch nicht so richtig mitreden konnte. Aber alle Ärzte haben sich sehr viel Zeit genommen, mir zu erklären, weshalb welches Medikament sinnvoll ist, sodass ich da auch sehr viel mitnehmen konnte.
Falls es an dem Tag keine Aufnahmen auf Station gab, konnte ich auch immer gerne in der NFA aushelfen und dort Patienten untersuchen und aufnehmen. Das hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht.
Um 13 Uhr war immer Röntgenbesprechung, bei welcher mit dem Radiologen alle Rö-Bilder und CTs besprochen wurden. Diese geht meistens ca. 10 Minuten, weshalb es mir einige Male passiert ist, dass ich diese verpasst habe. Im Anschluss gehen die meisten Ärzte zusammen Mittagessen in der Cafeteria. Man hatte jeden Tag die Zeit dort mitzugehen und wurde auch angerufen, falls man irgendwie die Zeit verpasst hat.
Um 14:15 Uhr war dann noch immer die Übergabe, bei welcher alle Zugänge und Pat., die von der Rettungsstelle kamen, vorgestellt wurden. Ich durfte die Patienten, die ich aufgenommen hatte, auch selbst vorstellen.
Der Dienst ging offiziell bis 15:30 Uhr, wenn nichts los war, durfte ich auch schon früher gehen. Hin und wieder bin ich auch etwas länger geblieben, weil ich einen Pat. In der Rettungsstelle noch zu Ende aufnehmen wollte. Das war aber absolut meine Entscheidung und mir wurde auch explizit gesagt, dass ich auch gehen und den Pat. an den diensthabenden Arzt übergeben könne.
Aufgaben:
Wie bereits beschrieben Blutabnahmen und Flexülen legen, Patienten aufnehmen und untersuchen. Zu Beginn der Famulatur konnte ich davon wirklich noch gar nichts, aber am Ende würde ich behaupten, dass ich sogar ziemlich gut geworden bin in BAs & Flexülen, was auch eins meiner Ziele für die Famulatur war. Auch hat man sich mit der Zeit eine Struktur für die Aufnahmen und für die körperliche Untersuchung angeeignet. Die häufigsten pathologischen Lungengeräusche konnte ich zum Ende auch erkennen und differenzieren.
Ein Oberarzt hat mir relativ zu Beginn der Famulatur einmal ausführlich erklärt, wie man EKGs befunden. Ich hatte vorher kein Kardio-Modul gehabt, aber er hat das so gut erklärt, dass ich das danach eigenständig machen konnte. Natürlich musste ich besonders am Anfang noch häufig auf Amboss nachschauen, insb. bei den Zeiten, aber am Ende hatte ich auch da eine Struktur, nach der ich vorgehen, sodass ich die häufigsten EKG Befunde erkennen & beschreiben konnte. Jedes EKG wird auch auf jeden Fall noch von einem der Oberärzte vidiert.
Ich hatte auch immer die Möglichkeit mit in die Funktionsdiagnostik zu schauen. So war ich bei einigen Gastro- und Koloskopien dabei, sowie bei einer Endosono. Die Ärzte, die diese machen, haben dabei auch immer gerne erklärt, deshalb hat sich das auch wirklich gelohnt.
Einen Tag war ich mit einer Oberärztin auch im Sono. Da durfte ich jeden der Patienten auch selbst schallen. Ich hatte an meiner Uni im Semester noch einen Sonokurs gehabt, weshalb ich zumindest ein bisschen Ahnung davon hatte, wie man das macht. Mir hat es wirklich sehr viel Spaß gemacht, die Patienten zu schallen und das zu üben. Besonders groß war meine Freude natürlich, wenn man tatsächlich auch Pathologien erkannt hat.
Unter Anleitung durfte ich auch einige Male elektrisch kardiovertieren. Dies wurde auf der IMC Station gemacht. In dem Monat, in dem ich hier war, gab es anscheinend ungewöhnlich viele Kardioversionen, weshalb ich bestimmt 10 Patienten oder mehr kardiovertiert habe.
Fortbildungen:
Ungefähr einmal im Monat findet in der alten Kachelofenfabrik eine Fortbildung statt mit anschließendem Buffet. Ich war direkt zu Beginn meiner Famulatur dazu mit eingeladen und es hat sich wirklich gelohnt. Bei mir ging es um die Krankenhausreform und der Vorsitzende der Regierungskommission, welcher die KH-Reform erarbeitet, war anwesend und hat diese vorgestellt mit anschließender Diskussion. Natürlich war es manchmal etwas hart, dem zu folgen (dadurch, dass ich die ganzen Strukturen wie KV, MDK usw. nicht so richtig kannte), aber trotzdem sehr interessant einen Einblick zu bekommen. Meist sind es aber auch eher medizinische Themen und nicht so politische. Falls ihr also die Möglichkeit dazu bekommt, kann ich euch sehr empfehlen, dort hinzugehen. Das Buffet dort war auch wirklich sehr lecker.
Ansonsten hält (vermutlich) jeden Mittwoch, ich habe aber nur 2 Vorträge mitbekommen, einer der Ärzte einen Vortrag nach der Frühbesprechung. Die Themen variieren dabei sehr. Der 1. Vortrag, den ich gehört hatte, ging ums "Mikrobiom im Darm" und der 2. um Gesundheit im Klimawandel und welche Erkrankungen z.B. vermehrt auftreten werden.
In meiner Zeit waren auf der Inneren keine PJler, dafür aber auf der Chirurgie. Einmal konnte ich auch bei ihrem PJ Unterricht teilnehmen, welcher durch den Chefarzt der Chirurgie geleitet wurde. Das war ebenfalls sehr interessant.
Team:
Generell war ich wirklich sehr positiv begeistert von dem Team dort. Es waren wirklich ausnahmslos alle Ärzte extrem nett und ich hatte bei jedem das Gefühl, dass ich willkommen war, alle meine Fragen zu stellen und z.B. mit auf Visite zu kommen. Alle waren wirklich unfassbar geduldig und haben gerne erklärt.
Ich habe mich direkt vom 1. Tag an sehr willkommen und gut aufgehoben gefühlt. Bemerkenswert fand ich auch, dass direkt von Tag 1 alle meinen Namen kannten und viele schneller als ich selbst meine Telefonnummer wussten. Wenn etwas spannendes passiert ist, wurde auch eigentlich immer an einen gedacht & man wurde angerufen.
Allein, dass die Ärzte so viel Geduld mit mir hatten z.B. beim Blutabnehmen, hat man denke ich nicht sehr häufig. Oder als ich zum Beispiel den Unterschied zwischen einer Stauungsdermatitis und einem Erysipel nicht kannte, hatte mich die eine Oberärztin extra nochmal angerufen und sich die Zeit genommen, mit mir auf die IMC zu gehen, damit ich den Unterschied mal sehen konnte. Dieses Engagement, einem etwas beizubringen, hat man glaube ich nur sehr selten und in wenigen Krankenhäusern.
Man hat sich einfach direkt als Teil des Teams gefühlt und an keinem Punkt irgendwie das gegenteilige Gefühl vermittelt bekommen.
Die Stimmung unter den Ärzten ist auch wirklich gut. So gibt der diensthabende Oberarzt am Freitag bspw. immer in der Cafeteria einen Kaffee aus. Wie selbstverständlich war man als Famulant auch eingeladen, was mich zu Beginn überrascht hatte, aber auch nur zeigt, dass man wirklich als Teil des Teams gesehen wird.
So als Tipp: Die Ärzte dort essen sehr gerne Kuchen und freuen sich auch sehr darüber, wenn man welchen mitbringt :) Ich hatte z.B. nach meiner 1. Kardioversion gebacken, aber es wurde auch gesagt, dass das von Famulanten nicht erwartet wird. Aber trotzdem freuen sich alle darüber😉
Der Kontakt zur Pflege war auch ausnahmslos sehr positiv. In einer Woche hatten wir mit der Pflege abgesprochen, dass sie mir zur Übung immer 5 Blutentnahmen übrig lassen, was auch sehr gut funktioniert hatte. Ansonsten waren sie auch wirklich sehr nett und haben sich immer gefreut, wenn man ihnen bei BAs geholfen hat oder die Flexülen gelegt hat.
Wohnung/Vergütung/Essen:
Eigentlich hätte man als Famulant für den Monat 200 € bekommen. Die Wohnung dort hätte für den Monat jedoch 240€ gekostet, weshalb ich mit der Personalabteilung abgemacht habe, dass ich keine Aufwandsentschädigung und dafür die Wohnung kostenlos gestellt bekomme.
Die Wohnung ist eine 3er WG. Mein Zimmer war 10 qm groß, die anderen beiden Zimmer sind etwas größer. Da es auch ein Wohnzimmer und eine Küche gab, hat mir der Platz aber absolut ausgereicht.
Man hat Essensgutscheine für jeden Tag bekommen und musste dementsprechend nicht dafür bezahlen. Das Essen ist wirklich außergewöhnlich gut und hat mMn Restaurantqualität. Das überrascht auch nicht, wenn man weiß, dass der Koch wohl früher ein Restaurant hatte.
Neustrelitz Tipps:
Neustrelitz ist zwar eine recht kleine Stadt, aber doch sehr vielfältig. Zwar kann man die Entfernung eigentlich alle Laufen, aber ich würde schon sehr empfehlen ein Fahrrad mitzunehmen. Ein Auto würde natürlich auch gehen.
Ich hatte das Glück, dass eine Freundin von mir 2 Wochen auf der Chirurgie Famulatur gemacht hat, mit der ich dann nachmittags viel gemacht habe.
Der "Glammi" (Glambecker See) ist der zweite See in Neustrelitz, welcher ca. 7 Minuten zu Fuß vom Markt entfernt ist. Anders als im Zierker See, kann man hier wirklich sehr schön baden. Es gibt eine Badeanstalt dort, aber man kann auch einfach so in den See gehen :) Ich kann sehr empfehlen sich einfach mal einen schönen Abend/Nachmittag Essen mitzunehmen und dort den Tag ausklingen zu lassen mit einem Picknick.
Mit dem Auto sind innerhalb weniger Minuten auch weitere Seen zu erreichen (mit Fahrrad sind die auch noch gut zu erreichen). Dort hatten wir uns an einem Wochenende Kayaks ausgeliehen und sind so über 3 miteinander verbundene Seen gepaddelt. Möglicherweise kann man sich auch etwas am Zierker See ausleihen, da bin ich mir aber nicht sicher.
So 5 Minuten zu Fuß vom Hafen ist auch der Schlossgarten, welcher wirklich sehr schön gemacht ist. Da kann man sehr gut einfach mal entlang spazieren. Direkt da ist auch die Orangerie, in der man auch Kaffee trinken kann und auch das Frühstück dort soll sehr gut sein.
Kulturelles:
Auch an Kulturellen Veranstaltungen mangelt es nicht. Mir wurde von einer Oberärztin bspw. ein Gartenkonzert im Kulturstall in Userin empfohlen. Der Eintritt hat so 15 € gekostet und sie hatten in einem großen Garten eine Bühne aufgebaut mit vielen Stühlen. Getränke und Essen konnte man da auch erwerben. Die Musik war echt gut und die Stimmung sehr schön. Dort finden auch häufiger Events statt :)
4 Mal im Sommer gab es dieses Jahr auch Freilichtkino, wo ich einmal war. Das war im Kulturquartier im Garten und hatte mit Studentenrabatt 7 € gekostet. In dem Gebäude soll auch noch ein Museum drin sein, das hatte ich mir leider nicht angeschaut.
Im Schlossgarten gibt es im Sommer auch die Schlossgartenfestspiele. Da spielen sie ich glaube 3 Mal die Woche eine Operette ebenfalls unter freiem Himmel. Leider habe ich es nicht geschafft, zu einer Veranstaltung hinzugehen. Aber ich hatte viel Gutes darüber gehört.
Fazit:
Insgesamt würde ich sagen, dass die Famulatur hier meine Erwartungen übertroffen hat. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass man hier war, um etwas zu lernen und jeder einem etwas beibringen wollte. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass man nur der Blutabnahmedienst war o.Ä., wie man es ja leider von anderen Kliniken immer wieder hört.
Ich kann die Famulatur wirklich jedem ans Herz legen, der gerne einen Einblick in die Innere Medizin bekommen möchte und das in einem sehr netten Team mit flachen Hierarchien. Für mich war es die perfekte 1. Famulatur, um alle Grundlagen zu lernen und nach dem Physikumstief wieder Spaß an der Medizin zu finden. Ich denke, auch wenn man schon weiter im Studium ist, lohnt sich die Famulatur hier ebenfalls sehr, da man dann sicherlich mehr zu Therapievorschlägen/Diagnostik und Medikamenten hätte vorschlagen/beitragen können.
Für mich war Neustrelitz eine wirklich sehr gute Mischung aus vielen neuen Erfahrungen sammeln und irgendwie auch Urlaub, weil ich in Neustrelitz nachmittags auch sehr gut entspannen konnte. Da es eine Touristenstadt ist, hat man irgendwie Urlaubsgefühle bekommen hat, wenn man durch die Stadt gelaufen ist. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt.
Bewerbung
Ich hatte mich ca. 3 Monate im Voraus beworben, aber ich denke auch kurzfristiger wäre es kein Problem.