Leider kann ich hier niemandem eine Famulatur empfehlen. Es kümmert sich niemand darum, dass man als Student*in etwas sieht, sodass ich mich regelmäßig selbst einteilen musste. Teilweise sind die Ärzt*innen einfach aufgestanden und weggegangen, ohne mir zu sagen, wohin sie gehen oder wann sie wiederkommen (nein, Mitgehen war hier keine Option). So kam es, dass ich mehrere Stunden am Tag alleine herumsitzen musste. An anderen Tagen wurde ich einfach weggeschickt und musste mir selbstständig etwas Neues suchen, wobei klar war, dass sich niemand über mich als Studentin freute. In den Ultraschall durfte ich nur einmal und Vorschallen ging in den ganzen zwei Wochen nur dreimal. Nach mehreren Stunden des wortlosen Herumsitzens bei einem Arzt oder einer Ärztin musste ich jeden Tag selbst fragen, ob ich heimgehen dürfe, da sich niemand dazu herabließ, mich zu entlassen.
Abgesehen davon gibt es dort eine sexistische Oberärztin, die mir bei jeder Gelegenheit erklärt hat, warum sie sich gegen das Gendern einsetzt (ja, ich habe diesen Beitrag gerade deshalb bewusst gegendert), warum Frauen schlechter altern als Männer, dass sich junge Frauen gerne einen Spaß daraus machen, den Älteren den Mann auszuspannen, und warum sie nicht mit Frauen zusammenarbeitet. Ihrer Meinung nach seien diese einfach viel zu zickig und machten nur Probleme. Der gleiche Kommentar kam, als ich auf ihre Nachfrage antwortete, ich wolle in die Gynäkologie gehen.
Ich habe also in meinen zwei Wochen Famulatur mehr sexistische Klischees gelernt als über die Radiologie und muss so allen aufgeklärten, modernen und motivierten Student*innen davon abraten, hier irgendeine Art von Praktikum zu absolvieren.