Famulatur Psychosomatik in Universitaetsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Luebeck (2/2024 bis 3/2024)

Krankenhaus
Universitaetsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Luebeck
Stadt
Luebeck
Station(en)
B6
Fachrichtung
Psychosomatik
Zeitraum
2/2024 bis 3/2024
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Das Stationsteam ist wundervoll, sowohl die Pflege als auch das ärztliche Team sind sehr nett, verständnisvoll, ermutigend und sozial sehr verträglich. Es herrscht eine flache Hierarchie, das Pflegeteam begreift sich richtigerweise als Komponente des gesamten therapeutischen Teams und ebenso werden sie anerkannt. Der Oberarzt P.K. ist ein herzlicher, wissender Mensch, von dem man wahnsinnig viel lernen kann, sollte er die Zeit für eben jene Lehre haben. Die Assistenzärztinnen waren stets bemüht, mich in die Arbeit zu integrieren, wenngleich sich dies schwierig gestaltete.

Als Famulant oder Famulantin begleitet man auf dieser Station, auf der v.a. Essstörungen (in meiner Zeit v.a. Anorexia nervosa und Binge-Eating), somatische Belastungsstörungen und Depressionen (Verhältnis von ungefähr 5-5-10 in meiner Zeit) behandelt werden, die Einzeltherapien, die Gruppentherapien, therapeutische Essgruppen, Aufnahmen und medizinische Anliegen der PatientInnen. Feste Aufgaben als Famulant suchte ich leider vergebens; selbst das Blutabnehmen wurde meist vor meinem Arbeitsbeginn von der Pflege übernommen. Es blieben als feste Aufgaben vor allem die körperliche Untersuchung der Neuaufnahmen sowie die therapeutischen Essbegleitungen übrig, teils durfte ich diagnostische Tests übernehmen. Sonst bestand der Alltag überwiegend aus dem Beisitzen der obengenannten Situationen und dem Sprechen über jene Situationen mit dem Team. Innerhalb des Teams gibt es jede Woche sehr viele Termine, so zum Beispiel eine etwa dreistündige Oberarztvisite am Montag, eine Supervision für TherapeutInnen am Dienstag, ein Teamtreffen am Donnerstag, Kurvenvisiten mit dem medizinischen Controlling, etc.; Patientenkontakt ist im Vergleich zu einer somatischen Station eher rar, dafür wesentlich intensiver und fruchtbarer, wenn auftretend.

Zusätzlich zum Stationsalltag durfte ich den Konsiliardienst an drei Tagen, einen Tagdienst und eine EKT begleiten. Die Dienste waren, neben dem Kontakt zu den PatientInnen und einzelner Therapiestunden, das Highlight dieser Famulatur für mich. Hier lernt man die geballte Diversität psychiatrischer Symptome sowie eine ganz andere, aber ähnlich inspirierende Arbeitsweise als auf der Station kennen. Große Empfehlung, unabhängig von der Station, auf der ihr tätig sein wollt.

Für mich war diese Famulatur aus persönlichen Gründen und durch Vorprägung im Bereich der Psychologie wahnsinnig wichtig und entsprechend hohe, fast unerreichbare Ansprüche hatte ich an eben jene gestellt. Wer das Auslastungsniveau der somatischen Stationen erwartet, wird enttäuscht werden (oder positiv überrascht werden, je nach Wunsch), da es sehr viel geringer ist. Ich musste mir stets Aufgaben suchen. Einen Tagesplan für meine eigenen Aufgaben, wie ich ihn aus bspw. einer neurologischen Famulatur kannte, den ich abarbeiten konnte, war hier nicht möglich, da es so wenige Aufgaben für mich gab. Wichtig in diesem Atemzug zu erwähnen ist sicherlich, dass in meiner Zeit eine psychologische Master-Praktikantin vor Ort war, die viel der Diagnostik und weiterer Dinge übernehmen musste, da es im Rahmen des Praktikums fest vorgegeben war, was sie zu tun hatte. So hing ich oft in der Luft, las in verschiedenen Fachbüchern oder ging letztlich an vielen Tagen früher als um 16:00 Uhr nach Hause. Das war im Hinblick auf meine Motivation viel mitgestalten und mich selbst in diesem Rahmen ausprobieren zu wollen, ziemlich ernüchternd. Gleichzeitig möchte ich zu bedenken geben, dass diese Freiheit und dieser Raum zum Durchatmen und -denken auch sehr positiv sein kann. Für mich war der einzelne Aspekt der geringen Auslastung zu diesem Zeitpunkt des Studiums nicht das Richtige, die Famulatur insgesamt aber absolut. So hält es mich nicht davon ab, mir sehr gut vorstellen zu können, diesen Bereich als approbierter Arzt wieder erleben zu wollen, im Gegenteil, es motiviert mich wiederum eher - aber eben dann mit höherem Aktivitätsniveau, mehr aktiver Handlung und Gestaltungsspielraum.

Den Lerngewinn für psychiatrische Krankheitsbilder schätze ich auf anderen Stationen, u.a. auf der B2 (geschützte Station), höher ein; den Lerngewinn für die Psychotherapie (Verhaltenstherapie!) und die Behandlungsmöglichkeiten in Kombination mit medikamentöser Therapie auf der B6 allerdings extrem hoch. Bringt ihr Interesse an psychosomatischen und psychiatrischen Krankheitsbildern sowie an psychotherapeutischer Verhaltenstherapie mit und möchtet eine entspannte Famulatur genießen, dann seid ihr hier auf jeden Fall richtig.

Das war jetzt etwas vielleicht Wirrwarr, ich habe meine Gedanken einfach so heruntergeschrieben. Ich hoffe, sie helfen euch bei eurer Entscheidung, ob ihr hier eine Famulatur machen möchtet - nach allem, was ich hier geschrieben habe, würde ich euch eine klare Empfehlung aussprechen. Solange man seine Erwartungshaltung für die eigene Auslastung geringhalten kann und möchte, erwarten euch hier viele besondere Momente, viele Möglichkeiten zur Reflektion, viel Inspiration und eine Haltung zu PatientInnen, die die Medizin besonders macht.
Bewerbung
Sechs Monate vor Antritt der Famulatur an den Oberarzt der Station, allerdings musste die Famulatur um weitere sechs Monate verschoben werden, da die Sekretärin einen Fehler gemacht hatte. Es findet eine zentrale Verteilung über das Sekretariat auf die Stationen statt, ergo lohnt es sich eine Präferenz, aber auch eine Alternative, falls vorhanden, anzugeben.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
1
Lehre auf Station
4
Insgesamt
2

Durchschnitt 1.87