Es war das einzige Krankenhaus, was ich in Bogotá gefunden habe, in dem man auch weniger als 4 Wochen sein konnte. Ich war für 3 Wochen an der Clinica Montserrat und auch monatsüberschreitend, was bei der Universidad Nacional nicht möglich gewesen wäre. Die Klinik liegt in einem der reichen Stadtviertel Bogotás und hat eine geschlossene Station, sowie zwei normale Stationen mit Einzelzimmern. Man hat als deutscher Student in Kolumbien ohnehin ein hohes Ansehen, aber Studenten an sich werden auch schon mit „Doktor“ angesprochen. Ich kann durch vorherige Auslandsaufenthalte recht gut spanisch, trotzdem braucht man seine Zeit, um sich im Medizinerspanisch zurechtzufinden. Ich bekam ein Schließfach und täglich eine FFP2-Maske ausgehändigt, allerdings musste ich mir meinen Kittel selbst mitbringen. Auch ein Mittagessen ist täglich möglich. Dr. Diego ist der Ansprechpartner für die Famulatur und auch wirklich sehr nett. Er hat mir angeboten, am Studentenunterricht teilzunehmen für die niedrigeren Semester und es war wirklich sehr lehrreich. Es gibt häufig Besprechungen und man hat viel Patientenkontakt. Ich musste mit den Patienten selbst ins Gespräch kommen und mehrere psychopathologische Befunde erheben, sowie an Gruppentherapierunden teilnehmen. Ich habe dabei recht wenig gesagt, aber es ist durchaus erwünscht sich stärker zu beteiligen. Famulaturen gibt es in Kolumbien nicht. Deswegen läuft man vor allem mit den PJlern (Internos) mit, die 1-2 Monate dort sind. Ich hatte das Gefühl, dass die Studenten dort viel besser Bescheid wussten, aber das Studium auch nochmal viel härter ist als in Deutschland. Für die PJler gab es vor dem Dienst ein Studentenunterricht online. Zum Glück führen Blutabnahmen in Kolumbien nur die „auxiliares“ durch, weshalb man immerhin damit verschont bleibt. Offiziell müsst ihr, wie alle anderen, bis um 18 Uhr bleiben, selbst wenn es nichts mehr zu tun gibt und die Übergabe schon stattfand. Falls ihr nicht bei irgendjemandem bleibt, den ihr kennt, sucht euch unbedingt eine Unterkunft in der Nähe. Die Verkehrssituation in Bogotá ist katastrophal, sodass ich jeden Morgen 1-1,5h Busfahren musste (10km Entfernung) und am Abend 2-3h aufgrund der Staus. Morgens bin ich deshalb um 6 Uhr losgefahren, um noch Zeit zu haben rechtzeitig anzukommen und mich auf den Tag vorzubereiten. Ein doch recht anstrengendes Tertial, was aber vor allem am frühen Aufstehen, am Verkehr und am vielen Spanisch lag.
