Die Famulatur in der Notaufnahme des Hospital Universitario Austral in Buenos Aires (Pilar) war die beste Famulatur, die ich je gemacht habe!!
Die Organisation war von Tag 1 an sehr gut, ich wurde wie ein neuer Mitarbeiter im Krankenhaus empfangen mit Frühstück und Führung, Hygienebelehrung und Mitarbeiterkarte. Auf jeder Station gibt es einen Arzt, der für alle "Rotantes"(Famulanten) und "Residentes" (Assistenzärzte) verantwortlich ist und mich direkt allen vorgestellt hat.
Das Krankenhaus an sich ist ein Maximalversorger und hat 220 Betten. Es ist ein privates Krankenhaus und damit recht ordentlich und sauber. Es gab nur einmal einen Stromausfall, was für Argentinien sehr wenig ist in einem Monat. Es gibt auch eine Mensa, die Frühstück, Mittagessen und Abendessen anbietet sowie ein Starbucks im Foyer.
Der Behandlungsstandard war dem deutschen auch ähnlich. Alle üblichen Fachrichtungen sind vorhanden. In Argentinien ist die Notaufnahme quasi eine eigene Fachrichtung, die Ärzte dort wussten wirklich viel. Ich hab noch nie so viel gelernt wie hier. Die Notaufnahme hat einen hohen Patientendurchlauf und sehr abwechslungsreiche Krankheitsbilder: von Perikardtamponade, Milzruptur, Facialisparese, Dengue-Fieber, Verbrennungen, über die "Klassiker" Herzinfarkt, Lungenembolie und Blinddarm. Die unfallchirurgischen Fälle werden immer direkt in die Traumatologie verlegt (da kann man natürlich auch famulieren). Ein Arzt behandelt "nur" 3-4 Patienten, deshalb ist wirklich viel Zeit zum Erklären und Zeigen von Untersuchungstechniken oder Ultraschall. Man darf auch arterielle Blutentnahmen machen oder bei ZVK-Anlagen oder Aszitespunktionen assistieren, je nach eigenem Kenntnisstand. Ich hab auch einmal einen Patientenmit Beutel beatmet. Die Standard-Blutentnahmen macht die Pflege. Briefe schreiben muss man gar nicht, man kann sich immer "die Rosinen rauspicken" und zu den spannendsten Sachen gehen. Jeden Mittwoch gibt es "PJ-Unterricht" für die Assistenzärzte, da hab ich auch echt was gelernt. Gibt auch Fallvorstellungen dort, ich durfte auch eine auf Spanisch halten :)
Sprachlich ist gutes Spanisch eine Voraussetzung, weil wenige Ärzte Englisch können. In den argentinischen Slang hört man sich schnell ein.
Die Ärzte sind generell Studenten sehr aufgeschlossen und die Hierarchie flach. Der Chefarzt Marcelo R. setzt sich auch mal beim Mittagessen an deinen Tisch zum schnacken. Alle sind auch sehr interessiert am deutschen Gesundheitssystem und wie wir die Sachen eben behandeln etc.. Die Argentinier sind generell ein sehr aufgeschlossenes, gastfreundliches Volk. So hat mich schon ab der ersten Woche immer eine Ärztin morgens auf dem Weg zum Krankenhaus mitgenommen. Das ganze Land hat auch touristisch so viel an wunderschöner Natur zu bieten, Patagonien, Feuerland, Regenwald und Wasserfälle in Iguazu, Wüste in Salta und die Metropole Buenos Aires. Wirtschaftlich ist es natürlich eher schwierig mit der hohen Inflation. Die Lebensmittelpreise und auch für AirBnB sind auch eher teuer. Alles aber keine Gründe, sich eine so tolle Famulatur entgehen zu lassen! Wer Spanisch spricht und wirklich was lernen möchte, für den ist dieses Krankenhaus toll. Ich hatte eine super Zeit.
Bewerbung
4 Monate vorher (laut Bewerbungsformular sollen die Bewerbungen für Famulaturen immer zwischen dem 1.6 . und 30.11. des Vorjahres eingehen). Man brauchte im Folgenden dann diese Dokumente: Letter of Recomendation, Immatrikulationsbescheinigung, Pass, eine besondere Reisekrankenversicherung von Assistcard, Berufshaftpflicht, eine persönliche Unfallversicherung (das Krankenhaus hilft einem bei der Vermittlung), Standard-Impfstatus, TBC-Test, körperliche Gesundheitszeugnis, Spanischnachweis.
