Famulatur Notfallmedizin in Princess Elizabeth Hospital (3/2023 bis 3/2023)

Krankenhaus
Princess Elizabeth Hospital
Stadt
St. Martin
Station(en)
Emergency Department
Fachrichtung
Notfallmedizin
Zeitraum
3/2023 bis 3/2023
Einsatzbereiche
Notaufnahme
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Zwischen Klippen und Kranken – meine Famulatur in der Notaufnahme des Princess Elisabeth Hospitals

Diese Famulatur war mit Abstand die beste und lehrreichste meiner bisher drei Famulaturen und ich kann sie absolut jedem empfehlen.

Guernsey ist die zweitgrößte Kanalinsel und liegt im Ärmelkanal zwischen Frankreich und England. Inselsprache ist Englisch. Die Insel hat ihren eigenen Staat mit eigenem Gesundheitssystem, auch wenn sie in manchen politischen Aspekten an die UK gebunden ist. Guernsey hat etwa 60 000 Einwohner*innen. Das Princess Elisabeth Hospital ist das einzige Krankenhaus auf der Insel und auch für die medizinische Versorgung der Nachbarinseln Sark und Alderney verantwortlich. Da es keine Uni oder Ähnliches auf der Insel gibt, arbeiten ausschließlich Fachärzt*innen dort und das meiste medizinische Personal dort – von den Ärzt*innen zum Pflegepersonal – nimmt sich sehr gerne Zeit, um einem interessierten Studierenden etwas zu zeigen oder zu erklären. Die Atmosphäre in der Notaufnahme ist nicht nur sehr jung und international, sondern auch – wie im gesamten Krankenhaus, soweit ich beurteilen kann, sehr entspannt sowohl bezüglich Hierarchien als auch Fragen aller Art.

Ich war einen Monat lang auf der Notaufnahme. Der Umgang mit mir als Famulant war ein ganz anderer als ich in meinen deutschen Famulaturen erlebt habe. Ich hatte keine festen Aufgaben und auch keinen Schichtplan, sondern durfte mir selbst aussuchen, wann ich komme und was ich machen will. So hatte ich die Gelegenheit, die Notaufnahme zu allen möglichen Zeitpunkten zu sehen und meine Famulatur war sehr gut mit meiner Entdeckung von Guernsey zu vereinbaren. An meinem ersten Tag wurde mir von dem supervisor der Abteilung gesagt, ich darf alles machen, was ich will, vorausgesetzt ich lasse mich das erste Mal dabei überwachen. Während meiner Zeit auf Guernsey habe ich nicht nur sehr viele Kanülen gelegt und EKGs geschrieben, sondern auch geübt, Nadeln unter Ultraschallkontrolle zu legen und Wunden zu versorgen, inklusive dem Nähen. Die meisten Patient*innen waren gerne bereit, mich noch einmal Anamnese und Untersuchung durchführen zu lassen, damit ich meine Befunde und das weitere Vorgehen dann mit den Ärzt*innen besprechen konnte. Die meisten meiner Kolleg*innen waren mehr als bereit, mir etwas beizubringen und mit mir auf Augenhöhe zu diskutieren. Ich habe es sehr geschätzt, meine Lücken offen zugeben zu können – wenn ich etwas nicht wusste, wurde es mir sehr ausführlich erklärt. Besonders beeindruckt hat mich die Teamarbeit zwischen Pfleger*innen und Ärzten und den Respekt, der von beiden Seiten füreinander herrschte. Von den Pfleger*innen habe ich mindestens genau so viel gelernt wie von den Ärzten, was ich in Deutschland auch anders erlebt habe. Wenn es mal nichts zu tun gab, oder wenn Ärzt*innen aus anderen Abteilungen in der Notaufnahme Patient*innen versorgt haben, bin ich in die Radiologie geschlendert, oder es gab es auch mal einen schnellen Kardioversions-Kurs oder eine Einführung in die Augenheilkunde. Mein einzig negativer Punkt war, dass es nicht so viele wirkliche Notfälle gegeben hat, sondern die Patient*innen oft auch zum Hausarzt hätten gehen können. Auf der anderen Seite hatte ich so die Gelegenheit, in einem entspannten Umfeld viele verschiedene Patienten mit den verschiedensten chirurgischen, internistischen, gynäkologischen oder urologischen Krankheitsbildern zu untersuchen, meine fokussierte Anamnese zu trainieren und konnte selbst ein Gefühl dafür entwickeln, wie schwer krank mein Patient*in ist und wie eine angemessene Versorgung dementsprechend aussehen kann. Bei den Notfällen, die ich miterleben durfte, wurde ich, wenn möglich, auch in die Versorgung mit eingebunden und bei schwierigen Fällen gab es auch eine Besprechung mit Debriefing danach. Insgesamt fand ich die Lehre großartig, das Team war super und mein Gesamterlebnis einfach toll.

Über das Krankenhaus bekam ich eine Liste mit Einwohner*innen, die Zimmer vermieten. Ich habe eine Unterkunft auf der anderen Seite der Insel gefunden, welche ich nicht weiter empfehlen kann – jeden Tag eine halbe Stunde hin und zurück Fahrrad zu fahren, im Regen, mit Gegenwind, entlang befahrener Straßen und teilweise bergauf hat auf Dauer nicht so viel Spaß gemacht. (Das Fahrrad an sich ist jedoch ein tolles Fortbewegungsmittel, meins hab ich für 30 Pfund bei einem charity shop gekauft und nach Ende meines Aufenthalts dort einfach wieder zurück gegeben.)

Auch touristisch hat Guernsey viel zu bieten. Ich war im März da und mir wurde andauernd gesagt, ich hätte im Sommer kommen sollen, aber selbst bei 8 Grad Celsius und mit Regen und Wind hatte ich meinen Spaß. Guernsey und vor allem seine Nachbarinseln Herm und Sark sind wunderschön.
Bewerbung
Beworben habe ich mich ca ein halbes Jahr im Voraus bei Tanya Le Pavoux (tanya.lepavoux2@gov.gg). Dafür habe ich unter anderem ein aktuelles Führungszeugnis und zwei letters of recommendation (eins vom Dekan) benötigt. Visum brauchte ich nicht, da medical rotations visafrei sind (Stand 03/2023) – an der Grenze wurde ich gebeten, eine Bestätigung meiner Famulatur zu zeigen (hatte ich mir eh geben lassen für meine Stipendienbewerbung von medilearn) und wurde gefragt, ob ich eine Unterkunft dort habe.

Bei Fragen stehe ich zur Verfügung!
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Tätigkeiten
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
EKGs
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach Bedarf
Dienstende
Schichtdienst
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1