Famulatur Neurochirurgie in Universitaetsklinikum Wuerzburg (8/2022 bis 9/2022)

Krankenhaus
Universitaetsklinikum Wuerzburg
Stadt
Wuerzburg
Station(en)
4 West
Fachrichtung
Neurochirurgie
Zeitraum
8/2022 bis 9/2022
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Tagesablauf: Visite 7:30 (Freitags 7:00, da 7:30 Fortbildung), Frühbesprechung 8:10 , Kurvenvisite 14:00, 14:40 Uhr Röntgendemo (Freitag 13:30 Uhr), Dienstschluss meist gegen 15:30-16:00

Eingeteilt war ich auf Normalstation 4 West. Diese lag zum Zeitpunkt meiner Famulatur ziemlich voll, da die zweite Normalstation 3 West aufgrund von Fachkräftemangel über Wochen schließen musste. Dementsprechend sammelten sich auch mehr Studenten auf unserer Station, zeitweise waren wir 2 PJler, 1 Famulant (ich) sowie zwei Blockis. Visite daher ziemlich dicht gedrängt, man musste schon die Ohren spitzen, damit man an der Zimmertüre noch was mitbekam. Hier wurden dann die Aufgaben für den Tag angesagt, überwiegend ZVKs sowie Drainagen ziehen. Meist ging es nach der für die Chirurgie typischen eher knappen Visite in den Hörsaal zur Frühbesprechung, wo die Fälle aus dem Dienst präsentiert wurden. Dabei handelt es sich meist um akute Geschehen wie Polytraumata mit SHTs oder Subdural- bzw. Subarachnoidalblutungen. Dem Team vorgestellt wurden wir Studenten zu Beginn nicht (auch nicht die PJler); eine proaktive Vorstellung war anscheinend auch nicht vorgesehen. Danach zurück auf Station, hier waren nun neben den zu ziehenden ZVKs und Drainagen noch einige BEs zu erledigen. Dies hielt sich trotz der vollen Station absolut in Grenzen, mit Arbeitsteilung war man in <30 min mit allem fertig. Danach gab es auf Station meist nichts mehr zu tun oder zu sehen, sodass man eigentlich gleich in den OP gehen konnte.

Dort konnte man sich dann relativ frei aussuchen, in welchem der 4 Säle man zusehen möchte. Hier kann man dann das ganze Spektrum der Neurochirurgie sehen, von (selten gewordenen) Aneurysma-Clippings (dann meist aber sehr komplex) über Hämatomausräumung und Wirbelsäulenchirurgie bis hin zu komplizierten Tumor-OPs, darunter auch transsphenoidale Hypophysenadenom-OPs sowie dem besonderen Schwerpunkt des Hauses - Kleinhirnbrückenwinkel-Tumore (meist Vestibularisschwannome). Auch hochinteressant ist der pädiatrische Saal 3, in dem meist kleine Kinder und Säuglinge operiert werden; häufig werden Shunts eingelegt oder komplexe kraniofaziale Fehlbildungen operiert. Hier ist es empfehlenswert, direkt nachzufragen, ob man zusehen darf, da die Chirurgen das Publikum aufgrund von Infektionsgefahr in der Regel klein halten. Der Großteil der Eingriffe dauert mehrere Stunden; Stühle sind aber meist ausreichend vorhanden. Bei vielen Wirbelsäulen sieht man eher wenig, wenn man nicht steril am Tisch steht, dafür kann man bei Eingriffen am Kopf sehr bequem alles über den Bildschirm des OP-Mikroskops verfolgen. Im OP wird ärztlicherseits meist keine Notiz von einem genommen, man setzt oder stellt sich also an eine strategisch günstige Stelle, hat dann viel Zeit, sich Gedanken zu machen, was da gerade passiert. Auf direktes Nachfragen wird sehr knapp, aber immerhin freundlich Antwort gegeben. Selten mündet dies in eine ausführlichere Erklärung; dies hängt stark von den anwesenden Ärzten ab.

Assistieren kann man im Vergleich zu anderen chirurgischen Fächern eher selten, dies gilt auch für PJler. Ich hatte in meinen 4 Wochen 5x die Gelegenheit, gehöre damit aber schon zu den Glücklichen. Selten wird man nach der Frühbesprechung direkt angesprochen und gebeten, gleich mit in den OP zum Assistieren zu kommen, manchmal ist auf dem OP-Plan "PJ" als Assistenz vorgesehen. Da kann man dann nach Absprache mit den anderen Studis auch als Famulant hingehen. Bei OPs, bei denen junge Fachärzte zusammen mit erfahrenen Oberärzten eingetragen sind, kann man zu Beginn beim Aufmachen und/oder später beim Zunähen helfen, da die OÄ in der Regel erst später dazukommen. Insgesamt durfte ich neben einfacherer Assistenz bei Auf- und Zumachen bei einem Subduralhämatom assistieren (unter der Dura spülen & saugen), bei einer Wirbelsäulenstabilisierung und -dekompression (unter dem Mikroskop den Bohrer spülen) sowie als Highlight bei einer 8h langem Vestibularisschwannom-Entfernung mitmachen. Bei Letzterem kann man beim Operieren an Kleinhirn und Hirnstamm natürlich nichts machen außer Zuschauen, trotzdem kam ich aufgrund des tollen Blicks durch das Mikroskop und die spannende Anatomie voll auf meine Kosten.

Zeitweise wurde es im OP bei den vielen Studis und reduziertem OP-Programm etwas zu voll, sodass man dann eher in die Ambulanz / Poliklinik ausgewichen ist. Dort kann man neben Laufkundschaft (meist akuter Rückenschmerz und Bandscheiben) auch Tumorspezialsprechstunden mitverfolgen. Hier hängt es stark davon ab, bei welchem Arzt man ist; mal wird nichts erklärt, mal wird man direkt mit einbezogen und kann 1:1-Teaching genießen. Auf Nachfrage kann man sicherlich auch eigene Patienten befragen, untersuchen und vorstellen; dies habe ich allerdings nichts gemacht. Ansonsten freuen sich die Aufnahmeschwestern immer, wenn man sie beim PVK-Legen und Blutabnehmen ein bisschen unterstützt.

Gegen 14:00 geht es dann meist wieder Richtung Station zur Kurvenvisite, der man dann aufmerksam lauscht. Nach der Röntgendemo gibt es noch vereinzelt Drainagen oder ZVKs zu ziehen, danach endet der Tag meist auch schnell. Es besteht niemand darauf, volle 8h o.Ä. da zu sein, in der Regel wird man zügig heimgeschickt.

Am ersten Tag wurde zumindest mir nichts gezeigt. Nach meiner ersten Frühbesprechung hieß es nur, dass auf Station nichts zu tun sei und ich doch in den OP solle. Die erste Woche wusste ich nicht mal, dass Röntgendemo ist, wann, wo und ob man zu Mittagessen kann etc. Hier ist man auf Mitstudenten angewiesen, die einem zumindest grob erklären wo was ist und wie sich der Tag so gestaltet. Auch wäre es gut, wenn man bereits mit ZVKs umgehen kann und bereits einmal Nadel und Faden in der Hand hatte (fürs Drainageziehen); andernfalls muss man hoffen, dass zumindest für die ersten Male zur gleichen Zeit erfahrenere PJler da sind. Auch ansonsten wird auf Lehre leider kaum geachtet. Bei hartnäckigem proaktivem Nachfragen und Erklärungen Einfordern kann man sicherlich etwas mitnehmen; ansonsten wird man sein theoretisches Wissen über das Fach in der Famulatur jedoch kaum ausbauen können. Dies fußt allerdings nicht auf Unwillen, sondern überwiegend auf dem erkennbar hohen Arbeitspensum gerade der jüngeren Ärzte. Positiv herauszuheben sind dabei Dres. Nickl, Breun und Guerrero González (leider nicht mehr am Haus) sowie OÄ Dres. Stetter, Pakos, Herbold sowie Prof. Schweitzer aus der pädiatrischen Neurochirurgie.

Die Stimmung auf Station ist Ordnung, die meisten Pflegerinnen sind nett und wertschätzen die studentische Arbeit. Auch das Verhältnis zwischen Ärzten und Pflege ist gut. Auffallend gut ist die Stimmung im OP, bis auf ganz wenige Ausnahmen ist das insgesamt recht junge OP-Pflege-Team wirklich sehr lieb. Mit der obligatorischen proaktiven Vorstellung kommt man mit fast allen sehr gut aus, wird zum Teil sogar mit Namen angesprochen und bekommt nicht den Eindruck, nur ein im Weg stehendes unsteriles Möbelstück zu sein. Immer gern gesehen ist es, wenn man z.B. beim Lagern mit anpackt; als Dankeschön bekommt man auch mal einen Antritt hingestellt oder den Bildschirm zu sich gedreht.

Größtes Manko der Famulatur für mich war neben der fehlenden Lehre, dass man sich in keiner Weise als Teil des Teams fühlt; Ähnliches berichteten auch die PJler. Ich hatte zwar nirgendwo den Eindruck, fehl am Platze oder gar unerwünscht zu sein, dennoch bleibt man bei der Ärzteschaft meist der namenlose Student, der bitte noch eine Drainage ziehen muss. Freundlich und höflich sind fast alle; jedenfalls wenn man sie direkt anspricht oder sie eine Aufgabe für einen haben. Ansonsten steht man halt dabei und wird nicht beachtet. Dies hat aber auch den positiven Effekt, dass einen niemand vermisst, sollte man nicht bei Kurvenvisite, Röntgendemo oder danach auf Station anwesend sein. Solange die überschaubaren Aufgaben auf Station erledigt werden, stört sich bestimmt auch niemand daran, wenn man mal eher heim geht oder sogar einen Tag ganz fehlt. Daher war es auch immer möglich, Mittagessen in der Kantine zu gehen und sich dabei auch Zeit zu lassen. Die Qualität des Essens ist eher mangelhaft und mit für Studenten guten 5€ auch ziemlich teuer. Kleidung gibt es in der Kopfklinik selbst nicht; man muss zur Zentralausgabe im ZOM, dort kann man sich dann einen Packen für die ganze Woche mitnehmen.
Bewerbung
Ãœber das Chefarztsekretariat, in meinem Fall ein knappes halbes Jahr vorher.

Insgesamt war der Bewerbungsprozess sehr gut organisiert; am ersten Tag erhält man zudem ein Infoblatt und ein Namensschild.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Mitoperieren
Blut abnehmen
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Gebühren in EUR
5

Noten

Stimmung Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
1
Lehre auf Station
4
Insgesamt
2

Durchschnitt 2.07