Dies war meine erste Famulatur und ich hatte im Raum Hannover nach einer guten Klinik für Innere Medizin gesucht. Leider hatten viele Häuser bis auf das Vinzenz und Siloah relativ schlechte Bewertungen, weshalb ich den Versuch im Siloah wagte. Beworben habe ich mich auf der Nephrologie, da ich einen Einblick in ein etwas "spezielleres" Fach der Inneren haben wollte.
Insgesamt kann ich schonmal sagen, dass ich diese Entscheidung nicht bereut habe. Das KRH Siloah ist ein relativ großes, modernes Haus, welches in der Inneren Medizin sehr breit aufgestellt ist und eine gute Mischung aus spezialisierter und allgemein Innerer Medizin bietet. Man sieht seltenere Nierenerkrankungen wie auch viele klassische Krankheitsbilder der Inneren ohne direkten Bezug zur Niere. Gleichzeitig sind nahezu alle Assistenzärzte bemüht, Lehre zu betreiben und erklären einem immer wieder Dinge und fragen einen manchmal auch ein paar Sachen ab, damit man zumindest etwas jeden Tag mitnimmt, auch wenn der Tag stressig war und die Zeit "eigentlich nicht vorhanden" war.
Pros:
- viele Krankheitsbilder der Inneren, durch den Zusammenschluss von Nephro, Angio und Rheuma kommen auch einige "exotischere" Sachen vor
- nahezu jeden Tag Lehre durch die Assistenzärzte und PJ-Unterricht (an dem man als Famulant teilnehmen kann)
- Blutentnahmestudenten:
zwar sind diese nicht jede Woche vorhanden, jedoch wird damit insgesamt dafür gesorgt, dass man nicht nur Blutentnahmen macht und Viggos legt. Insgesamt hielt sich die Anzahl an BE's und Viggos wirklich stark in Grenzen (teilweise nur 1-2 pro Tag, es gab auch Wochen, in der ich keine einzige Viggo legen musste. Dies kann ein Pro oder Contra sein. Auf der einen Seite hätte ich es durchaus gerne öfter auch geübt gehabt und wer direkt in der ersten Famulatur nur das lernen will, der sollte sich eher ein anderes Haus suchen, wo man einer der wenigen ist, der BE's macht.
Auf der anderen Seite können massig viele Blutentnahmen gerade am Anfang ohne Vorerfahrungen wirklich überfordern. Besonders wenn auch die Uhr tickt, die Werte bis zu einer bestimmten Zeit da sein sollen und die Assistenzärzte stressen und terrorisieren. Aus diesem Grund empfand ich es hier eher als ein Vorteil, in Ruhe ein paar BE's und Viggos zu machen und mir dafür auch die Zeit zu nehmen. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
- kostenloses Essen in der Mensa, jeden Tag möglich gewesen
Stand 24.08.2022 konnte man sich so viel wie man wollte nehmen und es war immer kostenlos. Zur Auswahl steht wirklich viel und es ist teilweise fast schon wie ein kleiner "Kiosk", wo man sich überall was von nehmen kann. Ich persönlich würde trotzdem immer schauen, dass man das ganze nicht komplett auf die Spitze treibt. Im schlimmsten Fall wird das Privileg irgendwann abgeschafft und man wird wie die PJ'ler zahlen müssen.
- man ist nie komplett auf sich Alleine gestellt, man läuft viel mit dem Arzt rum, kann bei Unsicherheit immer fragen, und bei allen Maßnahmen wurde immer gefragt, ob man es bereits kann und ob der Arzt die ersten Male mitkommen soll
Contras:
- teilweise recht distanzierte Oberärzte, die einen eigentlich 0 beachten und wenn sie einen beachten, dann um irgendwelche komischen Fragen zu stellen, die man weder als PJ'ler noch als Famulant wissen kann
- Nephrologie im Siloah ist am Ende eben nicht die MHH, die ganz besonderen und seltenen Erkrankungen werden eher dort behandelt und das Siloah behandelt dann vor allem die diabtischen Nephropathien, diabetischen Füße und pAVK's
Man sieht jeden Tag irgendwelche Wunden an den Füßen, Nekrosen oder Amputationen. Damit hatte ich erst in der Inneren gar nicht gerechnet. Auf Dauer wird das leider etwas langweilig und eintönig, weil als Internist ist man dort eher der Organisator und macht wenig medizinisch.
- Funktion eher mau, hauptsächlich werden in diesen Fachgebieten nur Sonos gemacht und die Nierenbiopsie ist das Höchste der Gefühle
alles Interventionelle, was z.B. Stents, Ballondilatation bei Stenosen an Beingefäßen betrifft, wird von den Radiologen durchgeführt.
Insgesamt hat die Nephro/Angio kaum eigene, besondere Funktion, es dreht sich alles um Ultraschall und das Spannende machen dann die Anderen
--> das hatte zur Folge, dass ich die 4 Wochen größtenteils auf der Station verbracht habe, da ich Sono dann doch nicht sooo spannend finde
hier haben die anderen Fächer der Inneren (Kardiologie=Herzkatheter, Pneumologie=Bronchoskopie, Gastro=Endoskopie) eher den Vorteil, weil man viel leichter bei den interessanten Dingen dabei sein kann
Insgesamt kann ich die Famulatur in der Inneren im Siloah jedoch empfehlen. Großen Abstand würde ich von der Hämato/Onko nehmen, diese hat hier auf der Plattform schon schlechte Bewertungen und vor Ort durch den Kontakt zu den PJ'lern wurde das nochmals sehr stark bestätigt. Selbst Assistenzärzte, die wegen ihrer Rotation da sein mussten, raten sehr stark von der Station ab.
Bewerbung
3 Monate vorher, zunächst im Sekretariat anrufen und dann bekommt man eine E-Mail, an die man die Bewerbung (Anschreiben, Lebenslauf, Immatrikulationsbescheinigung, Corona Impfnachweis) schicken kann.
Teilweise dauert es einige Wochen bis eine Antwort kommt, da es eine allgemeine E-Mail ist, wo sich viele Berufsgruppen bewerben und bis es an der wichtigen Stelle ankommt, vergeht wohl einige Zeit
