Famulatur Notfallmedizin in Eastbourne District General Hospital (6/2022 bis 6/2022)

Krankenhaus
Eastbourne District General Hospital
Stadt
Eastbourne
Station(en)
Notaufnahme
Fachrichtung
Notfallmedizin
Zeitraum
6/2022 bis 6/2022
Einsatzbereiche
Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Unterkunft: Über homestay.com habe ich eine Unterkunft bei einer Privatperson gefunden und dafür 368 Pfund bezahlt. Das Krankenhaus hat auch vergleichsweise günstige Zimmer, die aber nur monatsweise vermietet werden.

Anreise und Mobilität: Per Flugzeug nach London und dann mit dem Zug weiter nach Eastbourne. Return Tickets sind relativ günstig, also die Zugfahrt zurück am besten gleich bei der Anreise mitkaufen. In Eastbourne habe ich mir ein Fahrrad gemietet bei https://letsbike-eastbourne.co.uk/bike-hire/ und etwa 40 Pfund für ein Rennrad für 10 Tage bezahlt, mit dem ich auch Ausflüge in die Umgebung gemacht habe. Der Inhaber Steve ist supernett und hat mir auch ein paar Tipps für Fahrradtouren gegeben (Hastings, Seven Sisters,…). Ansonsten kann man auch mit dem Bus fahren, was ähnlich viel kostet.

Tätigkeiten: Am ersten Tag habe ich mich um 9 Uhr mit Elisa Tomasetti im Büro getroffen, habe meinen Badge bekommen, mir wurde die Bibliothek gezeigt und dann wurde ich dem Consultant vorgestellt. Ich habe mich dann an eine Assistenzärztin drangehangen, die mir den ganzen Ablauf und die Dokumentation im System gezeigt hat. Von da an habe ich mich morgens immer einer Person aus dem Team vorgstellt, gefragt ob ich sie den Tag über begleiten durfte, habe meiste erst PatientInnen mit der Person gemeinsam gesehen oder dann im Verlauf des Tages auch gefragt, ob ich PatientInnen alleine sehen und sie dann vorstellen dürfte. Die AssitenzärztInnen machen genauso Fehler und übersehen Dinge wie wir Studierenden, wofür es nie eines auf den Deckel gab. Was alles an Untersuchungen und weitergehender Behandlung nötig war, hing aber immer sehr von dem Oberarzt* ab, mit dem man gerade arbeitete.
An „handwerklichen“ Tätigkeiten habe ich sehr wenig gemacht. Die Nurses übernehmen alle Blutentnahmen und das Legen von Nadeln und Ultraschall wird zumindest im EDGH sehr wenig gemacht. Anscheinend braucht man dafür eine extra Zertifizierung, die nur wenige ÄrzInnen haben.
Arbeitsbeginn & Arbeitsende: Um 8 Uhr ist Übergabe, deshalb bin ich immer um 8 gekommen und meist bis 16 oder 17 Uhr geblieben. Ansonsten kommen PraktikantInnen eher um 9 Uhr.

Unterricht: Für die FY2-Ärzte gab es dreimal die Woche Unterricht, wo ich auch immer teilnehmen durfte. Es gab dabei unter anderem Notfall-Simulationen, Besprechungen von Fällen, die schieefff gelaufen waren und aus denen man lernen konnte, und einen Ultraschalll-Kurs. Ich fand es klasse, dass so viel Teaching stattfand und die Kursleiter auch sehr motiviert. Die Bibliothek im Krankenhaus ist sehr gut ausgestattet mit vielen Journals und Büchern zu allen Fachrichtungen, es gibt PCs und Drucker/Scanner, und, das beste, sie ist 24h lang geöffnet.

Stimmung in der Rettungsstelle: Das Team ist international total gemischt mit AssistenInnen, OberärztInnen und Pflegepersonal aus GB, Pakistan, Indien, arabischen Ländern und afrikanischen Ländern. Viele britische ÄrztInnen gehen dafür nach Australien oder in die USA, um besser zu verdienen (das Einstiegsgehalt in GB liegt wohlbei 28.000 Pfund, nachdem man fünf Jahre lang Studiengebühren bezahlt hat, nicht gerade üppig). Die OberärztInnen achten darauf, dass die AssistenInnen nach 8,5 h nach Hause gehen und zwischendurch eine Pause machen. Das Stresslevel ist also moderat. Insgesamt fand ich die Hierarchien viel flacher und dadurch angenehmer als in Deutschland. Die PatientInnen und ÄrztInnen duzen sich zum Beispiel und das Team hat untereinander einen lockeren Umgang. Mich haben auch OberärztInnen oft interessiert gefragt, wo ich denn herkomme, wie mein Praktikum so läuft und was die nächsten Schritte für mich sind. Die Aufgaben zwischen Pflege und ärztlichem Personal sind gut verteilt und ich habe hier nie Reibereien beobachtet, auch wenn die AssistenzärztInnen erzählt haben, dass die durchaus vorkommen. Es gab einige Situationen, in denen ein Consultant bei der Übergabe berichtet hat, was zuletzt nicht gut funktioniert hat, die Message dabei war aber immer: What can we learn from this? Ich fand diese Fehlerkultur sehr beeindruckend.

Eastbourne: Eastbourne ist ein nettes Städtchen an der Südküste, relativ posh und bevölkerungsmäßig alt, weil hier viele Londoner ihren Ruhesitz haben. In meiner Freizeit bin ich oft an der Promenade joggen oder im Meer schwimmen gegangen oder mit dem Fahrrad herumgetourt, zu den Seven Sisters, zum Pevensey Castle und nach Hastings. Für einen Tagesausflug kann man auch den Bus nach Brighton nehmen. Mit britischen Studierenden war ich ab und zu im Pub. Wenn man länger dort ist, gibt es sicher noch mehr Aktivitäten zu entdecken. Allgemein fand ich die Menschen, denen ich in Eastbourne begegnet bin, sehr herzlich im dem Sinne, dass sie sich für ihr Gegenüber ehrlich interessieren und andersherum gerne auch etwas über sich erzählen.

Sprache: Mein Englisch ist recht gut und ich habe auch früher schon viele medizinische Lehrvideos auf Englisch geschaut, aber ich fand es dennoch nicht ganz ohne, eine Anamnese auf Englisch zu führen, den PatientInnen bei der Untersuchung verständlich zu machen, welche Kunststücke sie jetzt für mich performen sollen, und meine Ergebnisse knapp und präzise den OberärztInnen vorzustellen. Das nötigste habe ich mit dem Buch „Sprachkurs Medical English“ von Thieme vorbereitet. Ansonsten habe ich sprachlich einfach alles ausprobiert und dann bei den nächsten PatientInnen das gesagt, was zuvor funktioniert hatte oder was ich mir bei den AssistenzärztInnen abgehört habe. Manchmal kam es zu etwas peinliches Situationen, gerade bei der Stuhlgangsanamnese (merke: open so’s bowels = Stuhlgang haben, pass water/to wee = Wasser lassen). Aber mich hat nie irgendjemand verbessert oder mir ein unangenehmes Gefühl gegeben, alle KollegInnen und PatientInnen haben sich bemüht, mein Gesagtes zu verstehen oder zumindest zu interpretieren. Ich denke, die meisten sind wegen der sehr internationalen Belegschaft an sprachliche Schwierigkeiten gewöhnt. Es kann aber nicht schaden, sich die wichtigsten Formulierungen für Untersuchungsbefunde zuvor zurechtzulegen.
Bewerbung
Organisation: Ich hatte schon länger vor, einen Auslandsaufenthalt in Großbritannien zu machen und hatte hier auf der Seite Gutes über die Notaufnahme in Eastbourne gelesen. Ich habe mich direkt bei Luisa Tomasetti, der Undergraduate Administratorin (luisa.tomasetti@nhs.net) beworben. Bei der Bewerbung habe ich meine TOEFL-Ergebnisse, ein polizeiliches Führungszeugnis, eine aktuelle Studienbescheinigung, einen CV und einen Cover Letter mitgeschickt und das hat ausgereicht. Ein Visum brauchte ich nicht, da auch nach dem Brexit Praktika im medizinischen Bereich visafrei sind. Gebühren gab es auch keine. Ich hatte mich zunächst für Juli beworben, wo aber wohl schon viele britische Studierenden in der Notaufnahme waren, weshalb mir ein Platz im Juni angeboten wurde. Am Ende ging es dann auch schon zwei Wochen nach meiner Bewerbung los.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.07