Kurz gefasst: eine tolle Famulatur mit unglaublich viel Teaching in einer wunderschönen Stadt :)
Die Famulatur in der Radio am USZ war meine letzte Famulatur und bisher war ich nur in deutschen Krankenhäusern. Allein die Organisation wäre Grund genug am USZ zu famulieren: Man bekommt sehr schnell und konstruktive Antworten, bereits 1 Monat vor Arbeitsbeginn hat man schon detaillierte Informationen wo man hin muss, einen Computer-Zugang (mit dem man dann auch selbst Befunde schreiben kann) und allgemeine Merkblätter für alles was man eventuell wissen möchte. Außerdem hat man pro Monat 2 Urlaubstage, die man sich frei legen darf und die nicht als Unterbrechung der Famulatur gewertet werden.
Ein kleines organisatorisches Hindernis: Am USZ kann man immer nur zum 1. des Monats starten. Wenn das kein zeitliches Problem darstellt, ist es eigentlich sehr nett, weil man gleichzeitig mit den anderen Untersassistenten (=Famulanten oder PJler) startet und die dann gleich kennenlernt.
Am ersten Arbeitstag hat man von der Koordinatorin einen Rotationsplan bekommen, wo detailliert aufgeführt war, wann man in welcher Abteilung ist und wer einen da betreut. Innerhalb der Radio bin ich in den Ultraschall, Röntgen-Befundraum, CT, MRT, Interventionelle Radiologie und Ultraschall-Notfall rotiert. In jedem der Bereiche ist man einem Assistenzarzt/ärztin zugeteilt, der/die als Ansprechperson fungiert und die Person, weiß auch immer, dass sie für dich verantwortlich ist. Jeden Tag in der Früh gibt es 1/2 Stunden Teaching (für das man auch einen genauen Plan bekommt). Jede Woche ist ein anderes Thema (zB Chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Diagnostik von Uterus und Zervix) und ein Oberarzt hat dann für diese Woche die Vorträge zu dem Thema vorbereitet. Es ist eine Mischung aus Vortrag und Patientenfällen und sehr interaktiv gestaltet, man lernt auf jeden Fall sehr viel! Dann gibt es noch sogenannte Rapporte an fast allen Tagen zB Sarkom-Rapport, Patho-Rapport (sehr zu empfehlen!), Trauma-Rapport, Geriatrie-Rapport, usw. Das sind einfach multidisziplinäre Besprechungen, wo die Röntgen/CTs/MRTs der Patienten gezeigt und besprochen werden. Dann gibt es auch noch M&M Konferenzen, die auch sehr interessant sind und wo man als Unterassistent einfach teilnehmen kann.
Zu den einzelnen Bereichen in die man rotiert ist: Prinzipiell kann man mit dem eigenen Computer Zugang Befunde schreiben und diese dann an den Assistenz- oder Oberarzt/ärztin schicken. Vor allem im Röntgen darf man schnell selbst befunden und muss die Fälle dann auch vorstellen. Im CT und MRT wird ein bisschen weniger erwartet, also kann man selbst entscheiden ob man zuschauen möchte oder selbst befunden. In der Interventionellen kann man eigentlich nur zuschauen und obwohl ich das Fach an sich extrem interessant finde, war das leider die schlechteste Rotation. Der Oberarzt, der die Interventionelle seit Jahren quasi alleine leitet ist leider sehr cholerisch und nicht sehr begeistert von nicht-schweizer-Studenten, wodurch das Klima schlecht ist und man sich nicht sehr willkommen fühlt, aber man ist auch nur 2 Tage dort. Dann ist man noch im Ultraschall, wo man je nach zuständigem Mentor und Kapazitäten 2-4 Patienten selbst schallen darf. Als Ergänzung zum ambulanten Ultraschall gibt es dann noch den Ultraschall-Notfall, wo man mit Ultaschallgerät auf die Intensivstationen geht. Das war auch sehr interessant, allerdings darf man da eigentlich nur zuschauen.
Zusammengefasst: Es ist Radiologie, das heißt der Patientenkontakt ist minimal (nur im Sono) und man hat das Gefühl praktisch/angewandt nicht viel zu machen, aber man darf in eigentlich allen Modalitäten selbst befunden und lernt echt viel in der Zeit. Ein gewisses Maß an Eigeninitiative ist gefragt, da man sonst einfach nur den Assistenten beim Befunden zuschaut, was auf Dauer wahrscheinlich langweilig wird. Die Stimmung ist einfach richtig nett und man hat das Gefühl allen jederzeit Fragen stellen zu können, was ein sehr angenehmes Klima zum Lernen ist. Man rotiert schnell durch die verschiedenen Modalitäten, was echt toll ist um einen guten Überblick zu bekommen, aber man wird auch konstant gefordert und arbeitet sich nie so richtig ein, weil man dann schon wieder in einer neuen Abteilung ist.
Ein paar organisatorische Sachen: Die Arbeitszeiten sind eher lang. Es gilt theoretisch eine 50 Stundenwoche für Unterassistenten, allerdings wird man meistens früher nachhause geschickt. Trotzdem sollte man sich darauf gefasst machen mindestens 7:45 bis 16h und wahrscheinlich eher 17-18h zu arbeiten. Man bekommt ca. 1100€ Gehalt. Das klingt erst mal sehr viel, aber die Schweiz und insbesondere Zürich ist auch sehr teuer. In den Personalheimen zahlt man locker 800 Franken und auch WG-Zimmer wird man nicht viel günstiger bekommen. Außerdem sind die Lebensmittelkosten und auch öffentliche Verkehrsmittel teuer, so dass man keinen großen Gewinn macht mit dem Gehalt, aber man kann sich die Famulatur gut damit finanzieren.
Ganz abgesehen vom USZ, ist Zürich eine wunderschöne Stadt. Im Sommer kann man an vielen Orten in der Stadt baden, es gibt mehrere kleinere Berge um Zürich herum und mit dem Zug ist man in kürzester Zeit in den "richtigen" Bergen und auch in anderen schönen Schweizer Städten wie zB Luzern, Bern oder St. Gallen. Also für outdoor-Begeisterte wie gemacht :)
Zwei Anmerkungen noch insbesondere für deutsche Studenten: Erstens, man sollte Schweizer-Deutsch halbwegs verstehen also vielleicht davor mal ein paar Podcasts auf Schweizerdeutsch hören um sich daran zu gewöhnen. Es können zwar alle auf hochdeutsch switchen, aber bei Besprechungen reden eigentlich alle aus der Schweiz Mundart. Ein großer Unterschied zu Radio-Famulaturen in Deutschland ist, dass man keinen einzigen Zugang legen wird. Das wird alles von den MTAs gemacht und gehört hier nicht zum ärztlichen Aufgabenbereich.
Also ich empfehle die Radio am USZ wirklich an alle weiter :)
Bewerbung
5 Monate im Voraus (es gibt eine Liste am USZ mit Ansprechpartnern für die unterschiedlichen Fachrichtungen)