Famulatur Neurochirurgie in Charite Campus Mitte (1/2022 bis 1/2022)

Krankenhaus
Charite Campus Mitte
Stadt
Berlin
Station(en)
M115B
Fachrichtung
Neurochirurgie
Zeitraum
1/2022 bis 1/2022
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Wer an Neurochirurgie interessiert ist, sieht hier in Campus Mitte der Charité viele spannende Fälle, vor allem die Bypass-Operationen, für die der Chef berühmt ist. Ich würde eine Famulatur hier empfehlen für Studierende, die bereits etwas fortgeschrittener sind im Studium und schon einige Famulaturen hinter sich haben. Die Meinungen und Bewertungen zu der Famulatur hier scheint sehr breit auseinander zu gehen. Ich selbst habe aber echt viel innerhalb des einen Monats lernen können und würde sie jedem, der an Neurochirurgie interessiert ist, weiterempfehlen.
Der erste Tag beginnt in der Morgenbesprechung um 7:20 Uhr im Konferenzraum. Hier ist es wichtig, Dich bei allen kurz einmal vorzustellen. Auf dem Tisch des Konferenzraums solltest du einen Namensschild und evtl. Schlüssel für einen Spind finden. Leider kriegen FamulantInnen keinen Transponder. Dann wird kurz in die Runde gefragt, wer sich verantwortlich für Dich fühlt und Du wirst einer AssistenzärztIn und Station eingeteilt. 15 A und B sind Normalstationen und die 20 ist die Privatstation, die von einem Privatassistenten/in betreut wird. Auf den Normalstationen arbeiten neben dem ärztlichen und pflegerischen Team auch noch Physician Assistants (PAs), die mir zuvor als Berufsgruppe neu waren. Sie studieren dual, so dass sie nur Teile des Monats auf Station arbeiten. An sich dürfen sie alle ärztlichen Tätigkeiten tun (auch operieren!), die allerdings ärztlich delegiert werden müssen.
Ein Famulaturtag fängt also um kurz vor 7 Uhr an, denn dann beginnt die Morgenvisite auf Station. Dienstags beginnt die Visite um 6:30 Uhr, da danach die wöchentliche Fortbildung stattfindet. Zur Visite sollte man einen Visitenzettel, Verbandsmaterial und die Kurve mitnehmen. Dann diskutieren die OberärztInnen, welche To Dos bei jedem Patienten durchgeführt werden sollen. Hierzu gehören Punkte wie: Untersuchungen/Physio/Reha anmelden, Drainagen ziehen, Blutabnahmen, Procedere mit dem Patienten und wann und wie die Entlassung stattfindet. Hier solltest Du die To Dos gut notieren - Aber keine Sorge, nach der Visite werden die Punkte nochmal mit den AssistenzärztInnen kurz durchgesprochen. Die Morgenvisite wird im flotten Tempo gemacht und das Wichtigste besprochen. Für Patientenangelegenheiten oder vertiefende Gespräche ist die Visite am Nachmittag gedacht. Nach der Visite geht man in den 6. Stock in die Morgenbesprechung mit der ganzen KollegInnenschaft. Hier schalten sich noch Campus Benjamin Franklin (CBF) und Campus Virchow (CVK) und manchmal die NeuroradiologInnen hinzu und es werden die aktuellen Fälle vom Diensthabenden vorgestellt. Danach werden die heutigen OPs vorgestellt. Dienstags ist immer noch Fortbildung: Hier kommen Themen zu Operationsmethoden, Neuroanatomie oder Studien vor. Donnerstags hält immer rotierend eine StudentIn Journal Club. Das Paper wird von dem leitenden Oberarzt oder der geschäftsführenden Oberärztin vorher ausgesucht, aber es empfiehlt sich, ein brandneues Paper (<1-2 Monate) hier vorzustellen. Der Vortrag soll wirklich nur kurz sein (5-10min) und es werden im Anschluss 1-2 Fragen dann aus dem Publikum beantwortet. Falls Du Doktorarbeit in einem fachnahem Themengebiet gemacht hast, fragt Dich der Chef ggf. auch, die Doktorarbeit vorzustellen. Bei großem Interesse besteht auch die Möglichkeit, ein Laborbesuch zu planen in der präklinischen Forschung oder an klinischen Studien mitzuwirken. Freitags ist Tumorboard, an dem NeuroRAD, Onko und NeuroPatho teilnehmen und PatientInnen nochmal interdisziplinär besprochen werden.
Nach der Morgenbesprechung geht ein Teil des Teams noch auf ITS/PACU- Visite, ein anderer Teil flüchtet in den OP oder auf die Station. Zwar ist die ITS-Visite oft überfüllt und man kommt als Student manchmal gar nicht ins Patientenzimmer, dennoch würde ich Dir empfehlen, wenn es geht, dort mitzulaufen und auch mal auf die Perfusoren und Monitoringgeräte zu spicken.
Danach auf Station fängt man an, die ToDos zu machen:
1. Bei PatientInnen, die heute operiert werden, einen Zugang zu legen
2. Blutentnahmen (auch am ZVK) und wegschicken
3. Untersuchungen anmelden (einige sind im SAP anzumelden, andere z.B. CT muss man faxen) und IMMER NACHTELEFONIEREN
4. Sich um Verlegungen kümmern
5. Verbandswechsel: meistens ab dem 3. Tag post-OP (es sei denn, ein Verband blutet durch). Kopfwunden können ab dem 3. Tag offen bleiben und Patienten sollen Haarewaschen. Andere Verbände (Rücken, Nacken, Arm) sollen danach täglich gewechselt werden und dokumentiert werden. Falls etwas auffällig aussieht, am besten den Stationsarzt holen oder ein Foto machen und später zeigen.
6. Alles was Du machst, dokumentieren (Verlaufsdokumentation, ToDo-Liste updaten)!
7. ggf. bei NPH Patienten den MOCA-Test und Gangtestung
8. Dem Aufnahmearzt beim BE helfen
9. Montags macht ein Assistenzarzt immer Infiltrationen. Da mal vorbeischauen und mitzumachen ist sehr empfehlenswert
10. Drainagen ziehen mit Stich
11. Mit Stationsarzt Tuohy-Drainagen legen
12. Reha-Anträge schreiben: Hier zählen die PatientInnen auf Dich (Sie brauchen wirklich die Anträge: D). Bei den AHB-Anträgen kriegt man sogar noch ein kleines Endgeld.

Wenn alles auf Station gemacht ist, hat man freie Wahl, wo man sich dazu stellen möchte. Hier einige Tipps:
1. OP: Leider erhältst Du als FamulantIn keinen Transponder. Ich hatte allerdings Glück, dass eine Gastärztin zur gleichen Zeit dabei war und bin mit ihr immer mitgelaufen. Sie ist sehr nett und erklärt auch die OP-Schritte. Es ist allerdings immer zu empfehlen, den OP-Plan für morgen anzuschauen und sich kurz auf die OPs vorzubereiten, dann versteht man auch mehr und kann evtl. die Fragen vom Chef oder von den Oberärzten beantworten :D Je nach Operateur ist die Stimmung im Saal anders. Dennoch kann ich nur empfehlen, dass Du Dich bei jedem, wenn Du den Saal betriffst, vorstellst mit Name und Funktion. Wenn man eine OP betreten hat, bleibt man am besten auch bis zum Schluss und hilft am Ende, den Patienten zu lagern. Selten wird man auch gefragt, ob man sich nicht mit einwaschen will. Das passiert leider seltener als in anderen chirurgischen Fächern, da in vielen Operationen nur eine OperateurIn am Patienten steht und oft einfach nur Platzmangel dort am Kopf herrscht. Dafür sieht man fast immer was (bis auf bei Wirbelsäulen OPs), da fast alles mit dem Mikroskop operiert und übertragen wird. Der Chef ist montags, mittwochs und freitags am CCM. Das sind die Tage, an denen mehr operiert wird.
2. Sprechstunde: Für die klinische Ausbildung sind die Sprechstunden sehr empfehlenswert. Hier müssen die ÄrztInnen den Patienten sowieso viel zu ihrer Erkrankung erzählen, also hörst Du da einfach mit zu. Nach den Gesprächen bleibt oft noch etwas Zeit, den ÄrztInnen fachliche Fragen zu stellen. Montag ist die Wirbelsäulensprechstunde. Mittwoch und Freitag sind die Tumorsprechstunden. Dann gibt es noch eine Sprechstunde zur Funktionellen Neurochirurgie und peripheren Neurochirurgie.
3. Dienst: Ein Dienst beginnt um 10 Uhr und geht 24h lang. Es ist immer eine AssistenzärztIn und eine OberärztIn im Hintergrund dabei. Sie beantworten Konsile, kümmern sich um die Rettungsstelle und müssen auch die Notfälle in der Nacht operieren. Falls die Möglichkeit besteht, würde ich Dir auch empfehlen, mal einen Dienst mitzumachen.

Um 15 Uhr ist Nachmittagsbesprechung mit den NeuroradiologInnen. Hier werden nochmals Fälle diskutiert und Operationen für den nächsten Tag geplant. Danach wird die Station kurz in den Teams besprochen, die Nachmittagsvisite gemacht und die neuen ToDos noch erledigt.

Wann Du nach Hause gehst, ist Dir selbst überlassen. Nach der Nachmittagsvisite bietet sich immer eine Möglichkeit. Allerdings ist das auch der Zeitpunkt, wo die AssistenzärztInnen mal wieder aufatmen können, weil das Stressigste am Tag erledigt ist und auch mal Zeit haben, Dir bisschen mehr zu erklären. Oder Du hast dann erst Zeit, in den OP zu gehen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Famulatur. Das Team ist zwar oft unter Stress, aber wirklich sehr nett und einige ÄrztInnen machen auch Unterricht. Unter Stress wird manchmal eine Frage ignoriert oder es gibt etwas härteres Feedback, aber das darf man nicht persönlich nehmen. Ich hätte mir an manchen Stellen etwas mehr aktiveren Unterricht gewünscht, aber man konnte eigentlich immer Fragen stellen und auf die wurde auch meistens gut eingegangen. Daher denke ich, dass es Sinn macht, dass Du bereits etwas Vorkenntnisse in Neuro hast und die Klinik-Basics wie Blutabnehmen und Zugänge legen sitzen, dann hat man es hier definitiv etwas leichter. Anscheinend hängt die Qualität der Famulatur auch von der Anzahl der Studierenden ab, die gerade auf Station sind. Bei mir war ich die einzige Famulantin, daher war es kein Problem, in den OP oder in die Sprechstunden zu gehen. Ebenfalls sind die Stationen aktuell wegen COVID nicht so voll wie früher belegt, daher war auch weniger auf Station zu tun. OP-Kapazitäten wurden auch reduziert. Dafür sah man die wirklich spannenden Fälle. Gleichzeitig musste man sich aber täglich Antigen-schnelltesten und 2x die Woche im 21. Stock einen PCR -Test machen.
Schlussendlich hängt die Qualität der Famulatur von Dir selbst ab. Zeig aktiv Dein Interesse an dem Fach. Stell Dich immer vor und integriere Dich ins Team, dann nimmt Dich auch jemand mit zu spannenden Fällen. Bleib länger da, dann siehst Du auch mehr. Denn mit etwas Eigeninitiative kann man hier wirklich viel rausholen! Viel Spaß :D
Bewerbung
1 Jahr vorher. Man muss einige Nachweise (Impfnachweise, Titer, Leberwerte) und aktuell auch einen negativen Antigen-Schnelltest am ersten Tag mitnehmen. Bitte nochmal 2 Wochen vorher Kontakt mit dem Sekretariat aufnehmen. Bei kurzfristigen Änderungen (gerade jetzt wegen COVID) hartnäckig bleiben und das Sekretariat bitten, terminliche Ausnahmen zu machen.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
EKGs
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Rehas anmelden
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Punktionen
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
2
Stimmung Klinik
3
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
2
Lehre auf Station
2
Insgesamt
2

Durchschnitt 2.13