Eine Famulatur in der Anästhesie des HBK kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen!
Als Frankfurterin war es nicht nur fachlich für mich eine großartige Erfahrung - es war auch sehr interessant, Land und Leute besser kennenzulernen. Damit sind wir auch schon bei dem ersten Punkt, nämlich dem Arbeitsklima: selten habe ich ein so stimmiges Team erlebt, wie dort! Ausnahmslos jeder (völlig gleich, ob von der anästhesiologischen oder chirurgischen Seite) war sehr zuvorkommend, geduldig und bemüht, mir Theorie und Praxis zu vermitteln. So durfte ich unter Aufsicht fast jede Tätigkeit eines Anästhesisten selbst ausführen. Dazu gehörten: Flexülen legen, Medikamente ansagen, Maskenbeatmen, Intubieren, LAMAs schieben, die Beatmung einstellen, Narkoseprotokoll führen etc. Am besten schaut man morgens, in welchen Sälen Fach- oder Oberärzte eingeteilt sind, da man bei ihnen rechtlich mehr eigenständig machen darf. Regional- und Lokalanästhesien kamen häufig zum Einsatz, sodass ich auch einige SPAs, PDAs und periphere Blöcke gesehen habe. Mir wurde nicht nur viel gezeigt und erklärt, sondern auch bestehendes Wissen (meistens während der OP) vertieft. Einmal hat der Chefarzt einen kleinen Privatunterricht gegeben und die Physiologie hinter dem anästhesiologischen Monitoring beleuchtet. Das gesamte Team war stets motiviert, mir etwas auf den Weg zu geben und hat mir ein sehr gutes Teaching entgegengebracht!
Arbeitstag:
Mit vierzehn OP-Sälen und weiteren Eingriffsräumen weist der Zentral-OP ein sehr großes Sprektrum jeder Fachrichtung auf. Täglich finden OPs in der Unfall- und Allgemeinchirurgie, Orthopädie, Thoraxchirurgie (inkl. Ein-Lungen-Ventilation), Gynäkologie, Urologie, HNO, MKG, Gefäßchirurgie, Neurochirurgie, Handchirurgie, Kinderchirurgie (ab dem 1. Tag!) sowie gelegentlich Sectios oder seitens der Psychiatrie Elektrokrampftherapien statt. So war kein Tag wie der andere und es wurde zu keiner Zeit langweilig. Es bestand ebenso die Möglichkeit, einmal selbst steril am Tisch zu assistieren, wenn die Eigeninitiative dazu bestand. Die Chirurgen haben sich grundsätzlich auch immer gefreut, wenn Interesse an ihrem Fach gezeigt wird und dementsprechend gerne erklärt. Einzig die Herzchirurgie ist bisher nicht vertreten und demnach ist auch keine Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz gekommen. Ansonsten ist die Klinik modern und gut ausgestattet.
Der Tag beginnt um 7 Uhr mit der Morgenbesprechung, in der von Fällen aus dem Dienst, der Intensivstation und dem bevorstehenden OP-Tag berichtet wird. Im Anschluss gibt es mindestens einmal pro Woche eine kurze (nicht zwingend fachabhängige) Weiterbildung. PJ-Unterricht findet grundsätzlich ebenso einmal wöchentlich statt. Danach ging es für mich in den OP-Bereich, in dem die OPs gegen 8 Uhr starten. Dank des Transponders konnte ich mich auch frei und unabhängig im Haus bewegen.
Aufgrund des großen Spektrums bin ich oft eigenständig zwischen den Sälen gesprungen, um möglichst viele Einleitungen und Eingriffe zu sehen. Alternativ ist aber auch jederzeit ein Oberarzt ansprechbar, der eine Zuteilung vorschlägt. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich, auf der Intensivstation eingesetzt zu werden, beim NEF mitzufahren oder in die Ambulanz zu gehen. Genügend Zeit für das kostenlose und wohlschmeckende Mittagessen in der Mensa ist vorhanden. Das Ende des Arbeitstages gestaltete sich flexibel, meist jedoch nach Ende der letzten Operation gegen 15:30 Uhr.
Unterkunft:
Während des Monats habe ich im alten Schwesternwohnheim auf dem Klinikgelände gewohnt. Zur Verfügung gestellt wird ein Einzelzimmer sowie eine Gemeinschaftsküche und -bad. W-LAN ist leider nicht vorhanden, die Räume sind dringend renovierungsbedürftig und auch ansonsten ist die Ausstattung eher spärlich. Dank meiner netten Zimmernachbarn, allesamt Ärzte, habe ich mich mit der Situation jedoch schnell arrangiert. In ferner Zukunft soll es wahrscheinlich Renovierungen geben, die dann jedoch keine kostenlose Unterbringung für Famulant:innen mehr vorsieht.
Freizeit:
Zwickau selbst ist ein kleines hübsches Städtchen im Herzen Sachsens. Es gibt einige kulturelle Angebote seitens des Theaters oder der Museen. Das Klinikum an sich liegt etwas am Stadtrand im Marienthal, ist mit der Straßenbahn jedoch sehr gut angebunden (12 Minuten bis in die Altstadt). Dafür gibt es direkt daneben einen schönen Wald zum Spazieren oder Joggen und der nächste Supermarkt ist nur fünf Gehminuten entfernt. Ansonsten sind am Wochenende Tagesausflüge nach Leipzig, Dresden, Chemnitz, Jena, ins Erzgebirge oder Vogtland sowie an die tschechische Grenze denkbar.
Fazit:
Die Famulatur hat mir sehr gut gefallen. Es hat sich definitv gelohnt, einen Monat die Komfortzone zu verlassen und eine neue Stadt und neue Klinik kennenzulernen! Besonders in Erinnerung bleiben mir die vielen lieben Menschen sowie eine sehr lehrreiche und spannende Zeit in der Anästhesie. Vielen Dank dafür!
Bewerbung
Vier Monate im Voraus bei Frau Tischendorf in der Personalabteilung. Sie antwortet schnell und ist hinsichtlich Planung und Unterlagen sehr organisiert. So wurde mir auch direkt ein Zimmer im Wohnheim angeboten und reserviert. Ebenso haben sich der Chefarzt sowie der leitende Oberarzt der Anästhesie kurz darauf persönlich bei mir gemeldet, um mir den Famulaturplatz zu bestätigen, das PJ-Logbuch zuzusenden und ihre Verfügbarkeit bei Rückfragen (z.B. hinsichtlich Einsatzbereich) zuzusichern. Die Kommunikation war sehr gut und entgegenkommend.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht Braunülen legen