Famulatur Notfallmedizin in Staedtisches Klinikum Dessau (2/2021 bis 3/2021)

Krankenhaus
Staedtisches Klinikum Dessau
Stadt
Dessau
Station(en)
ZNA, Rettungsdienst
Fachrichtung
Notfallmedizin
Zeitraum
2/2021 bis 3/2021
Einsatzbereiche
Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Nachdem in einem anderen KH meine Notaufnahmenfamulatur abgesagt wurde, kam ich kurzfristig in der ZNA im SKD unter. Hier lag schon die erste Schwierigkeit: Die Notaufnahme ist in Dessau ärztlich gesehen keine eigene Abteilung, sondern eher eine Räumlichkeit. Formal lief alles über den ärztlichen Direktor, den habe ich aber nur mal im Vorbeigehen gesehen. De facto musste ich mir meine Ärzte suchen. Am ersten Tag wurde mir gesagt, ich solle mich zunächst zu den Unfallchirurgen begeben. Da konnte ich nur mitlaufen und zuschauen, keine großen Erklärungen, keine selbstständigen Tätigkeiten. Also begab ich mich im Verlauf meistens zu den Internisten. Es gab einen mehr oder weniger festen, von allen nur Levente genannt, und einen zweiten, meist Assistenzarzt in früherer Ausbildung, letzterer in stark wechselnder Kompetenz. Exemplarisch sei ein Fall genannt, in dem ich mir nicht erklären konnte, warum nur in einem kleinen Bereich der Bauchaorta ein Flusssignal zu sehen war, während das Gefäß selbst recht groß schien. Besagter Assistenzarzt tat es als Meteorismus ab, das CT-Angio zeigte dann recht eindrucksvoll eine Dissektion.

Zunächst bekam ich immer mal wieder einen schon gesehenen Patienten zur Aufnahme, im weiteren Verlauf und mit etwas Fragen, konnte ich mir meine Patienten aber selbst auswählen. Nach etwas Warmwerden konnte ich mit Levente auch öfter mal Schallen und habe das ein oder andere Vitium entdeckt. Viel weiter konnte ich aber selten etwas tun, nicht zuletzt weil ich keinen Zugang zum PDM-System hatte und somit weder alte Epikrisen, noch Laborwerte ansehen konnte. Zwar hat Levente versucht, sich die Zeit zu nehmen, um Fälle mit mir zu Ende durchzuarbeiten, aber bei stark wechselnder Auslastung war dazu oft keine Zeit. Leider habe ich daher wenig selbst diagnostiziert, sondern vor allem "vorgekaute" Fälle gesehen. Ein weiteres Problem war, dass die Pflege recht wenig Rücksicht auf mich genommen hat. Egal, ob ich gerade mitten im Sono war, der Patient musste unbedingt jetzt sofort zum Röntgen.

Wirkliche Notfallmedizin gab es selten, und wenn, dann selten in guter Qualität. Da kam es auch schonmal vor, dass man mit einem angemeldeten Schockraumpatienten fünf Minuten vor dem Schockraum warten durfte und am Ende niemand so richtig wusste, wer jetzt was am Patienten warum gemacht hat.

Da es schon am ersten Tag recht viel Leerlauf gab, rief ich beim ÄLRD, der dort OA in der Anästhesie ist, an und konnte prompt ab dem zweiten Tag NEF mitfahren. Auch, wenn es nur ca. 2 Einsätze am Tag gab (was mich bei einer doch ziemlich großen Stadt wie Dessau verwundert), war es eine schöne Abwechslung. Die Notärzte waren sehr unterschiedlich, von "Sie sind jetzt der Notarzt." zu gerade mal ein EKG kleben war alles dabei.

Im Verlauf der zweiten Woche war ich immer mal wieder in der Funktionsdiagnostik beim Echo, habe aber bei einem engen Zeitplan nur vereinzelt selbst schallen können. Im großen und ganzen konnte ich kommen und gehen, wann ich wollte, letztlich nutzte ich das, um morgens eine Stunde später zu kommen und dafür nachmittags bis zum Ende der NEF-Schicht zu bleiben.

Der Kontakt zur Pflege war durchwachsen. Während ich mit manchen schnell gut auskam, gifteten mich andere an, weil ich die Untat beging, davon auszugehen, dass sich nach zwei Wochen rumgesprochen hat, dass der Knirps in der Rettungsdiensthose der Student ist.

Fürs Essen hatte ich täglich einen Freibetrag von 8 Euro oder so, was locker für Frühstück und Mittagessen + Getränk reicht. Wenn's doch mal teurer wird, einfach die Pfandflaschen sammeln und mit Pfand nachzahlen :P

Zusammenfassung:
+ problemlos durchgehende NEF-Mitfahrt möglich
+ selbstständiges Untersuchen und Schallen
+ sehr liberale Arbeits- und Pausenzeit

- wenig effektive Betreuung
- kein organisierter Einsatz in verschiedenen Fachgebieten
- kaum feste Ansprechpartner, Assistenzärzte in sehr verschiedener Qualität
- wenig Rücksicht für eigene Untersuchungen
- wenig Würdigung der bereits vorhandenen Fähigkeiten
- wenig wirkliche Notfallmedizin mit fragwürdigem Schockraummanagement

Im Großen und Ganzen nicht zu empfehlen.
Bewerbung
1 Woche vorher bei der Personalabteilung
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Stimmung Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen
2
Stimmung Klinik
4
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
1
Lehre auf Station
3
Insgesamt
3

Durchschnitt 3.07