Notaufnahme, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Erstmal vorab: ich war mit der Famulatur sehr zufrieden und würde sie jederzeit wieder machen!
Vor Ort gibt es zunächst das Problem, dass es in der Klinik niemanden gibt, der direkt für einen verantwortlich ist. Am ersten Tag musste ich mir alles ein bisschen erfragen, man wird dann für gewöhnlich angewiesen, sich an die "Internes" (quasi Assistenzärzte) zu hängen. Ich konnte über meine Arbeitszeiten, sowie wohin ich am jeweiligen Tag gehen wollte, komplett selbstständig entscheiden. Einerseits ist das ganz gut, man kann das tun worauf man Lust hat und wenn man mal einen Tag fehlt, weil man einen Ausflug machen möchte, stört das auch keinen. Andererseits muss man sehr proaktiv sein und sich alles immer erfragen, da man nicht einfach irgendwo eingeteilt wird. Um mal bei einer Geburt dabei sein zu können, bin ich 3 Tage lang immer wieder zum Kreißsaal gegangen und habe nachgefragt. Wenn man sich an die Internes dranhängt, sind sie aber alle sehr freundlich und zuvorkommend, zeigen und erklären einem viel, lassen einen viel mitmachen und kümmern sich. Die Internes haben sehr viel Verantwortung und sind quasi selbstständig für ihre Bereiche verantwortlich, nur bei schwierigen Fällen werden die Fach-/Oberärzt*innen angerufen. Am Besten man geht einfach irgendwo hin, fragt nach den Internes, stellt sich da als "Externe allemand*e" vor und sagt, dass man gern zuschauen/dabei sein würde. Anders als das in Deutschland manchmal der Fall ist, hatte ich NIE das Gefühl zu stören. Pflegepersonal, Ärzteschaft, Hebammen, alle waren sehr freundlich und hilfsbereit.
Ich war hauptsächlich in der gynäkologischen Rettungsstelle. Direkt nebenan war der Kreißsaal, da bin ich dann zwischendrin immer mal hin um nach Geburten oder Kaiserschnitten zu fragen. Außerdem war ich ein paar Tage lang bei der Familienplanung, hier wurden Patientinnen mit Abbruchswunsch beraten und beim Abbruch vor Ort betreut, sowie Verhütungsimplantate gelegt und gewechselt.
Tätigkeiten waren v.a. OP-Assistenz beim Kaiserschnitt, Anreichen von Material während der Geburten, gynäkologische Untersuchungen (Spekulum, Abstriche, Palpation, endovaginaler Ultraschall, etc), viel zuschauen und zuhören - super zum Sprache verbessern. Man kann auch in den Gyn-OP, aber darauf hatte ich nicht so viel Lust.
Fließendes Französisch ist ein absolutes Muss. Es muss nicht perfekt sein, aber nur ein paar Basics + Englisch reichen nicht, um easy klarzukommen.
Zur Insel: die Freizeitgestaltung ist mega, wer hier her möchte, weiß das sicher. Ohne Auto ist man quasi aufgeschmissen. Entfernung der Unterkunft vom Krankenhaus sollte nicht unterschätzt werden, durch den mangelnden ÖPNV steht man immer und überall im Stau. Meine Unterkunft war 6,7km entfernt und ich habe zur rush hour manchmal 45min für den Heimweg gebraucht. Außerdem sollte man halbwegs erfahrene*r Autofahrer*in sein, da es viele steile Hänge, Serpentinen, enge Straßen und Bremsschwellen gibt. Die Lebenshaltungskosten sind erwartungsgemäß etwas höher, als in Deutschland. Dafür kann man im CHU als Famulant*in kostenfrei Mittag essen.
Bewerbung
Ich habe mich im September 2020 für März 2021 beworben. Offiziell waren Bewerbungen für 2021 wohl noch bis November möglich.
Die Kontakt im Vorfeld und die Bewerbung liefen einwandfrei. Adresse findet man easy auf der Website. Man braucht einen von der Heimatuni unterschriebenen Praktikumsvertrag, in Berlin kann man sich dafür ans Chic wenden (z.Zt über marta.obirek@charite.de). Auf Mails wurde immer zeitnah geantwortet und vor allem mit den Coronabeschränkungen wurde alles problemlos geregelt.
