Das Wichtigste vorweg: Wenn ihr nach einer wirklich guten Hausarztfamulatur sucht, kann ich euch die Bayerwald-Praxen vollkommen ans Herz legen!
Ab dem ersten Tag wird man voll in den Praxisalltag integriert und von Ärzten wie MFAs sehr herzlich willkommen geheißen. Die Praxis-Mitarbeiter sind ein eingespieltes Team, alle sehr hilfsbereit und das Arbeiten in familiärer Atmosphäre super angenehm. Innerhalb der Famulatur ist man in verschiedenen der sechs Verbunds-Praxen eingesetzt. Obgleich ich es zunächst etwas anstrengend fand, mich ständig neu einzuarbeiten, bekommt man auf diese Weise einen guten Einblick in verschiedene Herangehensweisen und Arztstile. Alle Ärzte setzen unterschiedliche Schwerpunkte und man kann sowohl von den superlieben „uni-nahen“ Assistenzärzten wie auch den „alten Hasen“ sehr viele Tipps und Tricks mitnehmen und aus ihrem Umgang mit Patienten lernen. Mit den anderen Studenten haben wir einmal überlegt, zu welchem der Ärzte wir als Patient gehen würden und mussten feststellen, dass diese Frage fast nicht beantwortbar ist, weil alle auf ihre eigene Art und Weise genial sind, ein individuelles Spezialgebiet haben und sich daher als Team gut ergänzen.
Meistens darfst du als Student schon einmal alleine ins Patientenzimmer starten, um die Anamnese zu führen, erste Untersuchungen zu beginnen, mittels Studentenzugang im PC zu dokumentieren und dem Arzt dann anschließend den Patienten vorzustellen. Man merkt, dass die Patienten es gewohnt sind, zunächst mit einem Studenten zu sprechen. Auch Leute, die mit Fußschmerzen kommen, sind sehr geduldig, wenn du dich nochmal im Auskultieren oder der Otoskopie üben möchtest.
Ich habe innerhalb meiner 4 Wochen nicht ein einziges Mal Blut abgenommen, mit der O-Ton-Begründung des Chefs: „Blut abnehmen kannst du in der Inneren noch genug, dafür ist deine Zeit hier viel zu schade“. Es sind wirklich alle darauf aus, dir sehr viel beizubringen und aus den wenigen Wochen das Größtmögliche rauszuholen. Nicht nur fachlich, sondern gerade auch in puncto zwischenmenschliche Fähigkeiten, Kommunikation und Körpersprache konnte ich eine Menge mitnehmen. Dr. Blank erzählte mir in der ersten Woche, dass er den Studenten allen voran eine ärztliche Haltung mit auf den Weg geben möchte, mittlerweile weiß ich, was er damit meint.
Als Famulant bekommt man einen Mentor an die Hand gestellt, mit dem man Zwischen- und Abschlussgespräche führt und zu jeder Zeit Wünsche äußern oder Probleme besprechen kann. Bereits im Vorhinein werdet ihr mit Infos versorgt und bekommt Dienstpläne mit eurer Einteilung zugeschickt. Dr. Blank selber, aber auch sein ganzes Team kümmern sich wirklich super um euch!
Täglich laufen von 8:00 – 12:00 und 16 - 18:00 Uhr die Sprechstunden und ihr könnt die Ärzte auf Hausbesuchen begleiten. Außerdem trifft sich das ganze Team fast täglich über Zoom-Sitzungen zu Fortbildungen, in denen unklare Fälle mit den Kollegen diskutiert oder systematisch Differentialdiagnosen verschiedener Symptome besprochen werden, wobei die Studenten aktiv eingebunden werden. Ferner gibt es monatliche, abendliche Journal-Clubs. Hier werden durch die Ärzte aktuelle Studien zu kunterbunt durcheinander gewürfelten Themen vorgestellt und diskutiert - ein wirklich spannendes Abendprogramm.
Untergebracht ist man mit bis zu drei anderen Studenten in zwei total gemütlichen, top ausgestatteten Wohnungen oben auf dem Kirchberg (d.h. man hat auch gleich ein schönes WG-Leben, kann sich beim Essen über die Erlebnisse des Tages austauschen und in freien Stunden gemeinsam was Schönes anstellen). Der morgendliche Blick aus dem Fenster mit dem Sonnenaufgang über den Bergen ist einfach unschlagbar und lässt einen auch den frühen Wecker um 6 vergessen. Für die Wochenendgestaltung bietet der bayerische Wald - im Sommer wie Winter - viele Möglichkeiten zum Wandern oder Langlaufen, da versorgen euch die Praxis-Mitarbeiter auch gerne mit Insider-Tipps. Mit einem Auto anzureisen ist nicht zwingend notwendig, aber auf jeden Fall empfehlenswert um von einer Praxis in die andere zu kommen ohne auf ständige Mitfahrgelegenheiten angewiesen zu sein.
Nach meinen vorherigen Erfahrungen im Krankenhaus, wo man manchmal eher das Gefühl bekommt, dass Medizin ein reines Gewinn-Geschäft ist, war ich sehr froh festzustellen, dass es auch anders geht. In den Bayerwald-Praxen steht der Patient im Mittelpunkt, hier werden (einer der Lieblingssprüche des Chefs) keine Krankheiten behandelt, sondern Menschen, die krank sind. Die Praxen empfangen grundsätzlich keine Pharma-Vertreter, bieten keine IGeL-Leistungen, sind sehr bemüht evidenzbasiert und leitliniengerecht zu arbeiten und immer auf dem neusten Stand der Wissenschaft zu bleiben.
Mein Fazit: Wer viel lernen und selber machen möchte, bereit ist, etwas mehr Zeit zu investieren und seine Hausarztfamulatur in einem unheimlich lieben Team verbringen möchte, der ist hier auf jeden Fall goldrichtig. So viel Engagement wie es Dr. Blank für seine Studenten an den Tag legt, ist wirklich einzigartig! Ich werde auf jeden Fall motivierter ins nächste Semester starten, als ich das Letzte beendet habe :)
Bewerbung
Auf der Praxis-Website gibt es einen guten Kalender mit freien Studenten-Stellen.
