Famulatur Neurochirurgie in Kantonsspital Aarau (9/2020 bis 10/2020)

Krankenhaus
Kantonsspital Aarau
Stadt
Aarau
Station(en)
Normal, Intensiv
Fachrichtung
Neurochirurgie
Zeitraum
9/2020 bis 10/2020
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Am KSA in der Neurochirurgie ist man auch als Famulant ein Unterassistent und hat in dem Kontext dieselben Aufgaben wie ein PJ. Im Wesentlichen zählen hierzu, elektive Patienten aufzunehmen ("Eintritte") und im OP zu assistieren. Die Elektiveintritte sind super, da man sich mit häufigen Krankheitsgeschichten vertraut macht und am Ende die neurologische Untersuchung wirklich drauf hat. Ausserdem ist es üblich, dass man bei den OPs der Patienten, die man aufgenommen hat, assistiert. Somit kennt man die Patienten. Im OP ist man in der Regel zweite Assistenz. Wie viel man dabei machen darf, hängt extrem vom Operateur ab. Bei einem lohnt es sich kaum, sich einzuwaschen, da man eigentlich nur zusieht, bei anderen darf man beim Aufmachen und Zumachen assistieren. Mein absolutes Highlight war, dass ich einmal kraniotomieren durfte. Generell ist es aber natürlich dem Fach geschuldet, dass man als Student in der Regel eine rein observierende Funktion hat. Das OP Spektrum umfasst theoretisch die gesamte Neurochirurgie mit Ausnahme grösserer funktioneller Neurochirurgie wie DBS. Von 10 OPs würde ich sagen, dass 5 Spinal, 3 Onkologisch und 2 Vaskulär sind. Ich habe in meinem Monat trotzdem neben vielen vielen Diskushernien und Spinalkanalstenosen, Meningeome, Metastasen, Glioblastome, Subdural und Epiduralhämatome gesehen. Auch eher seltenere Sachen wie Vestibularisschwanomm und Moya Moya OP konnte ich einmal in meinen Monat sehen. Prinzipiell besteht also wirklich ein breites Spektrum an Kapazitäten. Das OP Programm ist aber insbesondere noch Covid19-bedingt und aufgrund Chefarztwechsel reduziert und definitiv Wirbelsäulenlastig. Wer eher kraniell interessiert ist, sollte vll. mehr Richtung Zürich (USZ) schauen.

Ein typischer Tag beginnt um 7:30 Uhr mit dem Morgenrapport. Danach macht man die Eintritte. In der Regel sind das ca. 2 Patienten pro Tag, manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn man zu zweit ist, kann einer den ganzen Tag in den OP während der andere die Eintritte macht. Ist man mit den Eintritten fertig kann man in den OP gehen, es wird fast immer unter Mikroskop operiert, sodass man auch ohne Einwaschen schöne Einblicke erhält. Alternativ kann man mit dem Dienstarzt mitlaufen oder auf Station Visite machen. Letzteres habe ich quasi nur einmal in meinem Monat gemacht, man lernt dabei nicht wirklich viel, wenn man Glück hat ergeben sich aber praktische Aufgaben, wie z.B. Lumbalpunktion. Ich bin aber so gut wie immer in den OP nach meinen Eintritten. Nachmittags Röntgenrapport, verschiedene Kolloquien und Vorbereitung der Eintritte für den nächsten Tag. Manchmal gab es aber auch so wenig zu tun, dass man teils 2-3h Lücke hatte. Ich habe die Zeit meist genutzt um am Modell nähen zu üben oder neurochirurgische Themen zu vertiefen. Teaching an sich gab es selten und in der Regel nur auf Nachfrage.
Man hat definitiv mehr Verantwortung und es wird mehr Selbstständigkeit erwartet als von einem Famulanten in Deutschland. Die Schweizer sind aber allesamt extrem verständnisvoll und hilfsbereit, das reicht vom Patienten, über Verwaltung, Pflege und bis zu den Aerzten. Insgesamt herrscht in der Schweiz ein super angenehmes Arbeitsklima und Höflichkeiten stehen an der Tagesordnung. Das kann zugegeben auch etwas gewöhnungsbedürftig sein, wenn man deutsche Uniklinken kennt.
Einmal im Monat muss man Wochenenddienst machen, die Tage bekommt man aber eins zu eins als Urlaub gutgeschrieben. Zusätzlich hat man pro Monat 1.5 Urlaubstage. Eine Famulatur kann man damit theoretisch innerhalb von 4 Wochen (statt der 30/31 Tage) abschliessen. Die Organisation ist insgesamt super. Man bekommt am ersten Tag Badge, Schlüssel, Zugang zum Computersystem, eigenen Spind etc. Personalwohnheim mit Parkplatz kostet ca. 600CHF im Monat. Fürs Personalwohnheim sollte man alles mitbringen. Manche sind sehr nah am Spital (5 Minuten), andere bis zu 30 Minuten zu Fuss entfernt. Das Gehalt an sich beträgt 1500CHF. Netto bleibt mehr als genug am Ende über um es sich gut gehen zu lassen. Die Schweiz ist aber bekanntlich teurer (insbesondere Zugfahren). Beworben habe ich mich 2 Monate vorher, was durch reines Glück geklappt hat. Die Regel ist aber definitiv 1.5-2 Jahre.

Als Fazit kann ich die Neurochirurgie am KSA definitiv für eine Famulatur empfehlen. Ich hatte eine super Zeit und viel Spass. Das gesamte Team ist sehr freundlich und hilfsbereit. Freizeit hat man als Student auch genug, obwohl es NChi ist . Für Leute, die wirklich Neurochirurgie machen wollen und sich überlegen, darin PJ zu machen, würde ich aber tendenziell ein grösseres Spital (Universität) empfehlen, einfach um auch seltenere Krankheitsbilder zu Gesicht zu bekommen und auch mehr Einblicke in die funktionelle und skull base Neurochirurgie zu bekommen.

Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
1
Lehre auf Station
3
Insgesamt
2

Durchschnitt 1.8