Famulatur Tropenmedizin in St. Anne´s Hospital Liuli (8/2019 bis 9/2019)

Krankenhaus
St. Anne´s Hospital Liuli
Stadt
Liuli
Station(en)
Geburtshilfe, Notfallmedizin, Tropenmedizin
Fachrichtung
Tropenmedizin
Zeitraum
8/2019 bis 9/2019
Einsatzbereiche
Station, OP, Diagnostik, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Famulatur St. Anne´s Hospital Liuli (Tansania)
Auf der Suche nach einer Famulatur in Tansania stieß ich auf die Organisation „Friends of St Anne´s e.V.“, welche das Krankenhaus in Liuli (Ruvuma-Region) am Ufer des Lake Nyasa unterstützt und Famulaturplätze vermittelt. So bewarb ich mich dort etwa ein halbes Jahr im Voraus (mittlerweile bitte mehr Zeit einplanen) auf eine vierwöchige Famulatur in der Trockenzeit und wurde nach der Zusage von Andreas Eßer, einem der Ärzte der Organisation, bestens im Hinblick auf die Vorbereitungen beraten.
So kümmerte ich mich in den Monaten vor der Abreise um die nötigen Impfungen, die Malariaprophylaxe, die Flugtickets sowie das E-Visum als auch (in meinen Augen am wichtigsten) eine zuverlässige Reise- und Famulaturbegleitung (eine befreundete Medizinstudentin).
Über Andreas Eßer schickten wir englische CVs an das Krankenhaus und machten den exakten Famulaturzeitraum aus.
Bepackt mit einer ganzen Menge an Einmalhandschuhen, Desinfektionsmittel, Repellentien und Mitbringseln (wie Süßigkeiten und Kugelschreiber) flogen wir dann Anfang August 2019 von Nürnberg über Zürich nach Daressalam. Am (neu eröffneten) Flughafen angekommen wurden wir von Weston, einem Kontaktmann der Organisation, am Flughafen abgeholt und von ihm, nachdem wir Tansania-Schilling abgehoben hatten und uns SIM-Karten incl. Internet-Flatrate besorgt hatten (ca. 20€ für 20 GB) zum City-Style-Hotel gebracht. Dieses ist günstig in der Nähe des Busbahnhofes gelegen und kostet für ein Doppelzimmer incl. Frühstück 50.000 TSh. Da wir erst sehr spät in Daressalam angekommen waren, beschlossen wir, nicht gleich am nächsten Tag weiterzureisen (Boarding für den Bus nach Songea ist um 05:30) sondern noch einen Tag in Daressalam zu verbringen. An diesem kauften wir die Bustickets und besichtigten Innenstadt und Küste.
Die etwa 1000km lange Reise nach Songea (die nächstgrößere Stadt in der Nähe von Liuli) dauerte von 6 bis etwa 23 Uhr und beinhaltete 3 Pausen à 5 Minuten (Achtung: Der Busfahrer hupt dann und fährt einfach weiter, lieber etwas früher wieder im Bus sein, wir mussten zwei Mal in den schon rollenden Bus einsteigen. Im Bus selbst gibt es keine Toilette.). Trotz teils abenteuerlicher Überholmanöver, vieler hundert Bremsschwellen und großen Mengen an Staub war die Reise dann doch weniger schlimm als erwartet und die stündlich wechselnde Landschaft, die Vegetation und die ersten Wildtiersichtungen entschädigen für so einiges.
In Songea angekommen wurden wir von Erasmus, einem Mitarbeiter des Bischofs, empfangen, welcher uns ins Dallars Guesthouse brachte und dort auch am nächsten Morgen gegen 5 Uhr wieder abholte, um uns zum Bus nach Liuli zu bringen (für welchen er uns Tickets reserviert hatte).
Für die noch fehlenden ca. 200 km nach Liuli brauchten wir Dank der Straßenverhältnisse knappe 10h (in der Regenzeit gestaltet sich die Anreise wahrscheinlich nochmals schwieriger), dafür aber mit 3 deutlich entspannteren und längeren Pausen als am Tag zuvor.
In Liuli angekommen wurden wir vom leitenden Arzt, damals noch Dr. Victor, an der Bushaltestelle (die direkt an der Straße zum Krankenhaus liegt) abgeholt und zum Doctors-House gebracht. Dieses sollte für die nächsten 4 Wochen unser Zuhause sein und hatte neben Betten mit Mosquitonetzen auch fließendes Wasser incl. Dusche und eine Toilette (das Wasser wird aus dem See zum Haus gepumpt).
Gekocht wurde vor dem Haus am offenen Feuer, für das Essen zahlten wir 10.000 TSh am Tag und insgesamt 50 USD Lohn pro Monat an Monika, die Köchin, welche sich auch um das Haus und die Wäsche kümmerte. Da sich das Doctors-House auf dem Krankenhausgelände befindet und dieses rund um die Uhr von „Sicherheitspersonal“ bewacht wird, war auch immer ein Security-Guard in der Nähe des Hauses. Ganz allgemein kann ich sagen, dass wir uns zu keiner Zeit in Tansania unsicher gefühlt haben und vor allem, was die Reise und den Aufenthalt in Liuli angeht, stets alle in jeglicher Hinsicht dafür sorgten, dass wir uns wohl und sicher fühlen.
Das Krankenhaus besteht aus einem Labour- sowie Maternity-Ward, einem Male- und einem Female-Ward sowie einem Children-Ward. Hinzu kommen ein Labor sowie ein major und ein minor theater. Des Weiteren gibt es ein outpatient department, eine HIV- sowie Psychiatrie-Ambulanz als auch ein Schwangerschaftsvor-/ und -nachsorge-Zentrum.
Die Diagnostikmöglichkeiten beschränkten sich auf Hb-Bestimmung, Stuhl- und Urinmikroskopie, Malaria-, HIV-, und Hepatitis-Schnelltests sowie Röntgen und Ultraschall. Strom gab es nur, wenn der Dieselgenerator angeworfen wurde, ein Beatmungsgerät oder ein funktionstüchtiger Inkubator waren nicht vorhanden, jedoch gab es einen Sauerstoffkonzentrator und mittlerweile auch ein Pulsoximeter.
Die häufigsten Aufnahmegründe waren Infektionskrankheiten (v. a. Malaria, Typhus, Pneumonie), Geburten sowie internistische und gynäkologische Probleme. Für die bis zu hundert Patientenbetten sind zwei Ärzte verantwortlich, unterstützt von Krankenschwestern und einigen medical officers.
Unsere Tätigkeitsbereiche deckten sich zum größten Teil mit denen der Ärzte, von Visite und Patientenaufnahme, körperlicher Untersuchung, Medikamentenanordnung und Ultraschalluntersuchungen über Mitoperieren (Hauptoperation: Sectio) bis hin zur Neugeborenenversorgung und -reanimation.
Dass die Patientenakten auf Englisch geführt werden und die Ärzte gut Englisch sprechen erleichterte vieles, die wichtigsten Fragen auf Swahili hatte man auch schnell eingespeichert. Allgemein wurde immer gut auf unsere Rückfragen, aber auch unsere Therapievorschläge, eingegangen und wir haben uns sowohl von Patienten- als auch von Mitarbeiterseite immer sehr anerkannt und wertgeschätzt gefühlt.
Bedacht werden sollte, dass Hygiene im Krankenhaus so gut wie nicht existiert (und sich Ameisen, Fledermäuse und Hühner in den Räumen finden lassen). Man sollte also selbst genügend Händedesinfektionsmittel und Handschuhe (sowie weiße Gummistiefel für den OP) mitbringen. Die Ärzte waschen sich vor den OPs mit Wasser aus dem See und Seife die Hände. Auch sind viele Medikamente zeitweise oder dauerhaft nicht verfügbar und Patienten, die eigentlich dringend in ein Krankenhaus der Maximalversorgung verlegt werden sollten, müssen aufgrund ihrer beschränkten finanziellen Möglichkeiten und/oder ihres instabilen Zustandes so gut wie eben unter diesen Bedingungen möglich weiter in Liuli betreut werden. Das nächstgrößere Krankenhaus befindet sich in Peramiho, was eine ausgesprochen holprige Reise von 8-9h, meist liegend auf der Rückbank eines Privatautos, bedeutet.
Da nur Regierungsmitarbeiter eine Krankenversicherung haben und es sich bei dieser Region Tansanias um eine der ärmsten der Welt handelt, bereitet die Angst vor der (auch noch so geringen) Krankenhausrechnung den Patienten immer wieder Probleme, sodass diese häufig erst als letzte Instanz, wenn auch der örtliche Heiler (oder der Witchdoctor) nicht mehr helfen konnten, das Krankenhaus aufsuchen. Daher akkumulieren sozusagen vor allem die schwersten Fälle im Krankenhaus, welches einen Einzugsbereich von bis zu 70-100km hat.
Die Famulatur eignet sich bestens, die medizinische Versorgung in „low ressource settings“ kennenzulernen. Zur Vorbereitung kann ich wärmstens das „Oxford Handbook of Tropical Medicine“ empfehlen, allgemein schadet es sicher nicht vor allem zu Pädiatrie, Neonatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe schon ein paar Grundkenntnisse mitzubringen. Es wird durchaus Situationen geben, in denen man selbst die für den Patienten letzte Instanz ist.
Zur leichteren Verständigung eignen sich des Weiteren die Bücher „Kisuaheli – Wort für Wort (Kauderwelsch Verlag)“ als auch „Swahili Medical Dictionary And Phrasebook (MJF Cooper)“.
Sollte man medizinisches Equipment für das Krankenhaus mitbringen wollen, könnte ich mir vorstellen, dass besonders Desinfektionsmittel, Handschuhe, Fieberthermometer, Blutdruckmessgeräte und Stethoskope gern gesehen werden würden. Davon gab es nämlich während wir vor Ort waren jeweils nur ein Exemplar für das gesamte Krankenhaus.
Nach Ende der Famulatur nutzten wir die verbleibende Zeit noch, um ein paar andere Seiten von Tansania kennenzulernen. So fuhren wir mit dem Bus über Songea zurück nach Iringa um dort noch 2 Tage eine kleine Safari im Ruaha-Nationalpark zu machen (welche wir über Joseph in Liuli organisiert hatten, für den Transfer von und zum Busbahnhof, 4 Übernachtungen und 2 Tage Safari zahlten wir bei Chogela Safari Camp zu zweit insgesamt 450 USD plus 160 USD Nationalparkeintritt). Danach ließen wir unseren Aufenthalt auf Zanzibar (im empfehlenswerten Mango Beach House) ausklingen bevor es wieder zurück nach Deutschland ging.
Meldet euch gerne bei jeglichen Rückfragen unten bei mir, ich würde mich freuen euch von einer Famulatur in Liuli überzeugen zu können!

Im September 2019
Tim Tartler


Bewerbung
ca. 1 Jahr
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Punktionen
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Nach Bedarf
Dienstende
Schichtdienst
Studientage
Frei verfügbar

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1