Eine Famulatur hier ist definitiv zu empfehlen (auch für diejenige, die kein Facharzt in der Psychiatrie oder Psychosomatik anstreben)!
Der Klinik gehören drei Stationen, die Station 303 betreut vor allem Patienten mit Depressionen und Angsstörungen.
Man kommt kurz vor 8 Uhr morgens auf der Station und nimmt Blut ab (gute Übungsmöglichkeit, nicht so viele Patienten, die Blutentnahmen finde auch nicht täglich statt).
Als ich dort famuliert habe, gab es auch einen Psychologie Studenten auf der Station, deswegen mussten wir die Aufgaben aufteilen. Bei 16-18 Patienten auf der Station werden in 2 Gruppen aufgeteilt. Jeder Gruppe aus 8-9 Patienten hat zwei mal die Woche 2x100 Minuten Gruppentherapie. Bei der darf man dabei sein und das Gespräch protokollieren (hilft konzentiert zu bleiben und wichtige Sachen aus dem Gespräch hervorheben). An einigen Tagen waren zwei Famulanten doch zu viel. Als Medizinstudent hat man ein bisschen mehr Aufgaben bzw. darf mehr machen als Psychologiestudent. Das führte manchmal zur ungleichen Verteilung der Aufgaben und ab zu zu doch zur Leerlauf (aber eher Ausnahmstage).
Jeder Patient kriegt ein Mal in der Woche eine Einzelstunde (man darf zwar nicht dabei sein, bekommt aber bei der Teammeeting so wie so alles mit). Ich habe mitbekommen, dass an der Universität in Bonn darf man in die Einzeltherapie auch rein. Also wenn jemand sich spezifisch dafür interessiert Einblick in die Psychotherapie zu gewinnen, soll sich erstmal danach erkündigen.
Ein Mal in 4 Wochen dürfte ich zur Tanztherapie (erst am Ende wenn alle Patienten aus meiner Gruppe mich kennengelernt haben).
Zwei Mal dürfte ich mit meiner Patientengruppe auch bei der Kunsttherapie dabei sein und mein eigenes Bild malen.
Ich war bei jedem Aufnahmegespräch dabei (50 min) und habe im Anschluss selbstständig (!!! bin allerdings jetzt im 10. Semester und verfüge über entsprechende Kenntnisse und traue mir das an) die Patienten körperlich untersucht und eine vegetative Anamnese erhoben (die Zeit ist dafür da, gerne auch über 30-40 Minuten, die Patienten haben sich eher gefreut zum ersten Mal so gründlich untersucht (u.a. auch neurologisch und orthopädisch) und befragt zu werden). Da es sich um eine psychosomatische Station handelt, bekommen viele Patienten Psychopharmaka. Es wird fast bei jedem Patienten eine EKG geschrieben, die ich erstmal selbstständig (!!!) befunden dürfte und dann hatte ich entsprechend die Möglichkeit mit Ärzten die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung und EKG-Befundung zu besprechen und ggf. unter Supervision nachuntersuchen. Ein Mal die Woche finden die internen Fortbildungen statt, man darf gerne dabei sein (60 Minuten). Je nach Bedarf (z.B. bei Patienten aus dem Ausland) habe ich der Patienten geholfen, ihre Biographie zu verfassen (ungewöhnliche Erfahrung für ein Medizinstudent). Mein persönlicher Highlight waren die Visiten: man bekommt Einblicke in die andere Fachbereiche (leider nur zwei mal, ich hätte mir es gerne mehr gewünscht).
Das Team ist super freundlich, man darf sich zu jeder Problematik auch äußern, die Meinung jeder einzelnen Teammitgliedes (Pflege, Psychologen, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter..) wird gehört und geschätzt. Ein Unterricht hat man nicht, aber bei Fragen nimmt man sich Zeit die zu klären.
Bewerbung
Ich habe mich kurzfristig vor zwei Monaten beworben und das war ein einziger Slot in der Ferien, was noch nicht besetzt wurde.
