Famulatur Notfallmedizin in Albertinen Krankenhaus (3/2014 bis 4/2014)

Krankenhaus
Albertinen Krankenhaus
Stadt
Hamburg
Station(en)
Internistische Notaufnahme
Fachrichtung
Notfallmedizin
Zeitraum
3/2014 bis 4/2014
Einsatzbereiche
Notaufnahme
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Uneingeschränkte und enthusiastische Empfehlung! In dieser Famulatur habe so viel gelernt wie in keinem Blockpraktikum an der Uni und war fast traurig, als es vorbei war. Leute super, Unterricht super, alles super. Es gibt so gut wie keine Beschränkungen dessen, was man machen darf. Allein die Anmeldung von Röntgen/CT/MRT/Konsilen muss über den Account eines Arztes fregegeben werden. Aber Fragestellung und bisherigen Befund reinschreiben und ins Programm reinstellen durfte ich es trotzdem selbst.

Pro!

Lernen: Was ich vorher noch nie ausreichend gelernt hatte: EKG befunden, Röntgen-Thorax befunden, Arztbrief schreiben, digital rektal untersuchen, U-Stix, Hämofec-Test auf okkultes Blut. In all diesen Dingen fühle ich mich jetzt tausendmal sicherer als vorher. Was ich vorher schon häufig geübt hatte und jetzt deutlich routinierter mache: körperlich untersuchen, anamnestizieren, Patienten vorstellen, Medikamente und Dosierungen kennen. Häufig konnte ich gerade eben erst gelerntes Wissen im nächsten Fall schon anwenden und verfestigen. Zum eigenständigen Sonographieren kommt man auch hin und wieder, alles immer mit Absicherung durch die Oberärzte.

Schichtdienst: Gearbeitet wird im Schichtdienst, sodass man sich die Woche ganz selbstständig einteilen kann. Sofern nicht viele andere PJler oder Famulierende da sind. Wobei dann die Studierenden es unter sich ausmachen. (Frühdienst um 7.30, Z1 um 10, Z2 um 12, Spätdienst um 15 Uhr, Schichten dauern achteinhalb Stunden). Es wurde immer darauf geachtet, dass man die Gelegenheit zum Mittagessen (umsonst und teilweise über Mensaniveau) bekam, außer in Z2/Spätschichten, wo die Pause später war. In jeder Schicht hat man jemand zur Betreuung zugeteilt. Alle waren jederzeit und ständig ansprechbar, auch die Oberärzte, die durchgehend freundlich, hilfsbereit und gute Lehrende waren!

Ablauf: Im Frühdienst findet man sich um 7.30 Uhr auf der Kurzliegerstation E4 ein zum Blutabnehmen, Braunülen legen (für 30 Minuten) und geht anschließend zur Visite/Übergabe (dreimal am Tag, 8, 15 und 23 Uhr). Man ist immer einer Ärztin/einem Arzt zugeteilt, der/die die gleiche Schicht hat. Man schnappt sich mit Rücksprache eine interessant klingende Planette aus dem Triage-System, schaut im System nach, ob Vorbefunde vorliegen und macht Anamnese, körperliche Untersuchung. Dann überlegt man sich ein Konzept (Aufnahme oder Entlassung, welche Diagnostik?) und bespricht dies alles mit der betreuenden Person und den Patienten. Dann schreibt man alles auf und klärt die Patienten für Interventionen (ÖGD, Kardioversion etc.) oder Medikamentengabe auf bzw. bespricht das weitere Vorgehen. Wer noch keine Arztbriefe schreiben kann, lernt es hier bis zum Umfallen. Jeden Tag habe ich mindestens zwei, manchmal drei Patienten von vorne bis hinten betreut und jedes Mal einen Brief verfasst. Am Ende kann man es dann sicher, sodass vor der mündlichen Staatsexamensprüfung oder dem PJ zumindest in diesem Punkt keine Angst mehr besteht. Alle bestehen darauf, dass man sich Zeit lässt, die wichtigen Fragen in Ruhe für sich klärt, in den herumstehenden Büchern (EKG, Herold usw.) alles nachliest und sich auf keinen Fall stressen lässt. Es kommen manchmal kleine Aufgaben dazu, die eigentlich von der Pflege gemacht werden, aber sich im Verlauf ab und zu ergeben wie Braunülen oder U-Stix etc., aber auch hier kein Stress.

Unterricht: 3mal die Woche war Unterricht vorgesehen (EKG, Radio, Innere und wechselnde Fächer), der zwar nicht immer stattfand, aber wenn er stattfand, hervorragend war. Im Besonderen ist der Mittwochsunterricht hervorzuheben. Hier nimmt sich ein internistischer Oberaerzt anderthalb Stunden Zeit und geht in einer Art Pruefungsformat mit den Studierenden einen vorher besuchten Patienten durch und fragt alle Eventualitäten ab. Was wissen wir, wie finden wir mehr raus, welche Dinge sind hier relevant? Kurzweilig und spannend und mit einem ganz speziellem Blick für das Wesentliche. Jedesmal ein Genuss.

Das Personal ist von der Pflege bis zur Leitung freundlich und hilfsbereit, behandelt die Patientin nach meinem Gefühl überwiegend mit Respekt und Menschlichkeit. Hier wird sich (im Vergleich mit anderen Häusern) Zeit genommen und zugehört. Ich habe in sechs Wochen nur eine einzige unangenehme Begegnung gehabt, als ich unhöflich angepflaumt wurde (niemand aus der internistischen Abteilung). Wer kann das schon behaupten, wenn man sich als Famulant sonst anderswo durchgehend überflüssig und lästig fühlt? Wenn man hier ein bisschen Interesse und Einsatz zeigt, wird man wertgeschätzt, gelobt, eingebunden und gefördert ("Famulus, geh mal in Zimmer XY und hör Frau Sowieso aufs Herz, interessanter Auskultationsbefund!"). Zweimal musste ich "Überstunden" machen und länger bleiben, weil ich mit dem letzten Fall nicht fertig wurde. Die meisten Tage wurde ich aber gegen Ende der Schicht gefragt, ob ich nicht das schöne Wetter genießen etwas früher gehen wolle... Wer möchte, kann übrigens auch immer mit zu den Funktionseinheiten gehen (Kardioversion, Herzkatheter, Konsilanten beim Untersuchen zuschauen etc.)

Die Krankheitsbilder: alles von der Exsikkose über V.a. akutes Abdomen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris bis zu interventionsbedüftigen GI-Blutungen. Abwechslungsreich und spannend. Ich konnte nach Rücksprache eigentlich meistens den Fall nehmen, der mich am meisten interessierte oder wo ich am wenigsten Vorbildung hatte.

Kontra!

Ab Mai 2014 soll die Notaufnahme im neuen Gebäudeteil untergebracht sein, daher kann ich nur für die gegenwärtige Raumsituation sprechen, die etwas zu wünschen übrig ließ (speckige Wände, vernachlässigte Einrichtung, enge Gänge usw.). Ab Mai soll es dann moderner und schöner in den neuen Räumen zugehen, womit mein einzige Kontra für alle Nachfolger nur noch zeitlich sehr begrenzte Relevanz haben sollte.
Bewerbung
Ein halbes Jahr vorher per Mail an den leitenden Arzt Herrn Dr. M. Groening.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
EKG
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Patienten untersuchen
Notaufnahme
EKGs
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Schichtdienst
Dienstende
Schichtdienst
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
2
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.07