Famulatur Infektiologie in Princess Alexandra Hospital (2/2023 bis 4/2023)

Krankenhaus
Princess Alexandra Hospital
Stadt
Brisbane
Station(en)
Infektiologie (5 Wochen - beste Famulatur!) & Neurologie (4 Wochen - so mäßiges Erlebnis)
Fachrichtung
Infektiologie
Zeitraum
2/2023 bis 4/2023
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik
Heimatuni
Graz (Oesterreich)
Kommentar
Einer meiner besten Freunde und ich haben uns vor Ostern 2022 über das Portal Mobility Online unserer Uni, der Med Uni Graz (Österreich), für
das Praktikum in Queensland im Frühjahr 2023 beworben. Möglich waren zu diesem Zeitpunkt
Famulaturaufenthalte im 5.Studienjahr über einen Zeitraum von 2 Monaten, welche von ERASMUS
mit knapp unter 3000€ gefördert wurden.

In Australien nimmst du als Famulant*in eine Zuschauerrolle ein, d.h. du wirst selten bis gar nicht
praktische Fähigkeiten, die über das Erheben eines Status hinausgehen, üben können. Dafür
eignet sich die Famulatur umso besser, um in Fachgebiete eigenen Interessens einzutauchen und
sein im Optimalfall bereits vorhandenes Wissen auszubauen – dann lernst du meiner Meinung
nach am meisten.
Für einen Lageplan des Princess Alexandra Hospital (PAH) oder eines anderen Krankenhauses lohnt
sich wie auch bei uns ein Blick auf die Website.
Im Krankenhaus bewahrheitete sich der Kleidungsstil business casual, bei dem Turnschuhe nicht
erlaubt sind! Mein Kumpel hatte schwarze, unauffällige ON-Schuhe dabei und wurde dennoch über
die gesamten neun Wochen nicht ermahnt. Bei einzelnen Ärzt*innen sieht man einen Wandel zu
einem komfortableren Look, aber grundsätzlich laufen wirklich 90% des Personals in Hemd, Hose
und Anzugschuhen oder als Frau Kleid oder Bluse mit Hose und Stöckelschuhen oder anderen
schickeren Schuhen herum. Geschätzt nur 5% tragen Scrubs, aber das kann aufgrund von
Erzählungen von Ärzt*innen auch etwas Princess-Alexandra-Hospital-Spezifisches sein. Etwas
gewöhnungsbedürftig war es für uns beide, dass wir im Hemd direkt am Patienten gearbeitet haben.
Hygienisch fühlte sich dies nicht an, da wir vor schwer infektiösen Patient*innen neben Maske,
Handschuhen und Mundschutz sonst lediglich Schürzen anzogen.

INFECTIOUS DISEASES:
Alle waren mega nett und Lehre wird hier groß geschrieben, wenngleich die gestellten Fragen oft
nicht so einfach sind - bei mir zB zu häufigsten Keimen im recht dreckigen Brisbane River, der
Therapie der Strongyloidiasis oder Nebenwirkungen von Antibiotika. Letztere waren
zugegebenermaßen schon etwas länger her. Es ist meiner Meinung nach daher ratsam, dass du
dich bei einer Famulatur in Australien in dem Fachgebiet deiner Famulatur schon ein wenig
auskennst und dein Wissen festigen kannst – notwendig ist dies aber nicht. Auch, wenn die
Ärzt*innen in Australien zumindest in den Ambulanzen mit ca. 30min deutlich mehr Zeit für
Patient*innen haben als bei uns gewohnt, so kannst du dir das Engagement in der Lehre an
Famulant*innen wie bei uns im Westen als je nach Ärzt*in stark variierend vorstellen. Dennoch
war die Famulatur auf der Infectious Diseases meine beste im ganzen Studium, weil das derzeitige
Team außerordentlich nett, auch gegenüber Famulant*innen aufgeschlossen und sehr motiviert
war uns Medizinstudierenden etwas beizubringen. Speziell Matt und die Consultant Naomi waren
spitzen Lehrende! Wundere dich nicht, wenn dir auf der ID jeden Mittag ein Kaffee ausgegeben wird
– wähle aus Höflichkeit einfach den kleinsten bzw eine kleine Cola etc. Hier ist es Tradition, dass
der/die Dienstälteste dem gesamten Team, das zum Ende der Visite präsent ist, einlädt.
Grundsätzlich gibt es ein Team, das sich um die chirurgischen Patient*innen kümmert und eines,
das die anderen medizinischen Fälle, darunter die auf der Station, behandelt. Die Visiten der
jeweiligen Teams nehmen den größten Teil des Vormittags ein, der je nach Wochentag um direkt
um 8 oder aber mittags stattfindende Meetings erweitert wird. Ab dem Mittag wird vor allem
Dokumentationsarbeit erledigt, weshalb dann eher Ambulanzen interessant sind. Die meisten und
interessantesten Ambulanzen finden allerdings parallel morgens statt, aber du hast ohnehin
mehrere Wochen Zeit deine Favoriten herauszufinden. Nachmittags werden nur noch vereinzelte
neue oder akute Patient*innen aufgesucht oder es finden Meetings über Microsoft Teams statt. Erst
abends werden selten seitens der Ärzt*innen Aufgaben wie Leitungen legen erledigt.
Der Zeitplan für die Famulatur ist wie bereits angesprochen als Hilfestellung, nicht Verpflichtung,
zu sehen. Auf der ID haben in den ersten Wochen parallel auch ein australischer Student, in den
letzten eine US-amerikanische Studentin famuliert. Darum sind wir von dem Plan auch insofern
abgewichen, dass wir uns wochenweise auf die beiden angesprochenen Teams aufgeteilt haben.
Auch die Ambulanzen sind alle jeweils einem der Teams zuzuordnen. So kommst du den wenigen
anderen Famulant*innen der ID nicht in die Quere, was Vor- und Nachteile hat. So richtig schlecht
war nichts, außer die Micro Lab Round um täglich 11:00 Uhr, die in der Patho stattfand und bei der
ich jedes Mal das Gefühl hatte, dass die dortigen Ärzt*innen auch von ihren Charaktere her einen
Grund hatten, warum sie fernab von Patient*innen arbeiten hatten wollen.
Im Gedächtnis bleiben einem die Dinge, die einen zuhause nicht betreffen: Ich konnte einmal einen
brasilianischen Lepra-Kranken untersuchen (auch in Australien nur 1-2 neue Fälle pro Jahr), aktive
Tuberkulosen (zB auch seltene Lokalisationen wie im Hoden), Schistosomiasis, Acinetobacter
baumanii, Malaria, Strongyloidiasis und andere, meistseltene Krankheiten sehen. Zu sexual health
zählen erwartungsgemäß vor allem HIV und seltener Syphilis bei Homosexuellen. Auf der
chirurgischen Seite handelte sich vieles um traumatisch verursachte Infektionen oder jene, welche
nach Operationen um Nägel, Prothesen und Co meist hartnäckig um diese Bauteile herum auftraten.
Was du auf der ID nicht sehen wirst, das sind Grippe und gewöhnliche Dinge. Um die kümmert sich
in Australien eher die General Medicine.
Freitags präsentieren traditionell die australischen Assis oder aber Studierende abwechselnd über
ca 20 min ein Thema ihrer Wahl. Einfach nicht stressen lassen und auch, wenn dich niemand zu
einem Vortrag verpflichtet, so wird es doch irgendwie erwartet. Ich habe Tularämie vorgetragen.

NEUROLOGY:
Hier war der Plan nur eine Absicherung für die Abteilung, dass sich niemand um einen kümmern
muss. So richtig Lust einem etwas beizubringen hatten nur wenige Ärzt*innen, die dafür so richtig.
Alle anderen haben widerwillig Fragen beantwortet, die man nach dem Verlassen des Raums durch
den Patienten gestellt hatte. Hier hat man ausschließlich Grundkenntnisse erweitern können, aber
die Atmosphäre wäre keiner „Schnupperfamulatur“ in der Neuro von Vorteil gewesen.
Das letzte Foto zeigt die Übersicht der Ambulanzen, die von der Neuro gestellt werden und welche
ich im Ärztezimmer auf Station abfotographiert hatte. Im Prinzip war es auch hier komplett frei
möglich nach eigenen Interessen Angebote der Neuro zu besuchen. Ich war in 4 Wochen auf der
Neuro nur 3 Mal auf Station, sonst immer in Ambulanzen und am letzten Tag auf der Stroke, auch
wenn dies für eine Famulatur in der Neuro nicht vorgesehen ist, auch wenn die gleichen Ärzt*innen
diese in einem Rotationsmodell von Zeit zu Zeit betreuen.
Am laufenden Band wirst du NMDA-Enzephalitiden, Multiple Sklerose, Myasthenia Gravis und
Idiopathisch Intrakranielle Hypertonien sehen. Auch ALS, Dystrophien, Guillain-Barré und
Dermatomyositis wurden hier während meiner Anwesenheit diagnostiziert. Unerwartet viele
Patient*innen wiesen komplexe Kombinationen sensorischer, motorischer oder vegetativer
Symptome auf, welche trotz reichlich Fachwissens von Seiten der Ärzt*innen nicht mit einer
Krankheit in Verbindung gebracht werden konnten. Manchmal wurde zB. B-Zell-Depletion
angewendet und alles hat sich ohne Erklärung bis zur Reha-Fähigkeit verbessert. Strange.

Unterschiede zu Österreich zeigten sich auf beiden Stationen darin, dass auch Pharmazeut*innen
viel mehr mitreden. Bei allen Visiten der ID war sogar immer ein*e Pharmezeut*in für spezielle
Fragestellungen hinsichtlich Antibiotika-Dosierungen etc dabei. In keiner der beiden Famulaturen
habe ich je ein Montagsmeeting zum Updaten aller, die am Wochenende nicht arbeiten mussten,
besucht – so etwas gibt es im PAH nicht. Dafür ist das PAH deutlich digitalisierter und niemand trägt
Fieberkurven per Hand ein. Auch sind die einzelnen Krankenhäuser, niedergelassenen Ärzte und
Labore viel besser miteinander vernetzt. Das zeigt sich dadurch, dass man als Ärzt*in in der
Ambulanz nebenbei schnell auf die Laborwerte eines anderen Betreibers zugreifen kann, weil man
zu allen Onlineportalen einen Zugriff besitzt und diese teils gar nahtlos miteinander verlinkt sind.
Teilweise muss man nichtmal ein neues Passwort eingeben. Wir haben jeweils auch einen
Systemzugang für unsere erste Famulatur erhalten, doch diesen mussten wir jede Woche per
Telefon umständlich reaktivieren lassen. Irgendwann haben wir es gelassen, als niemand sich für die
Organisation unseres Zugangs zuständig gefühlt hatte und wir nicht immer den unnötigen Ärger
durchstehen wollten.
Sehr spät erst habe ich die für Mitarbeitende (und wohl auch Studierende) geöffnete Bibliothek im
Erdgeschoss (hinter den blauen Aufzügen neben der Telemedizin) entdeckt.
Erwähnenswert wäre auch noch, dass man in Australien nur 4 Jahre Medizin studiert. Darüber
haben sich die beiden deutschen Ärzt*innen auf der Neuro (eine unterrichtet freitags EEG, sehr gute
Wahl sie zu besuchen!) ein wenig lustig gemacht. Auch dauert die Facharztausbildung kürzer als bei
uns. Assistenzärzt*innen sind mit „Residents“ gleichzusetzen und machen wie bei uns die
Stationsarbeit. Danach wird man „Registrar“, also Fachärzt*in, welche Stations- und
Ambulanzarbeit erledigen. Die Oberärzt*innen, „Consultants“, kümmern sich vor allem um
Ambulanzen und nur im Wechsel supervisorisch um Stationsarbeit. Also durchaus der Hierarchie
zuordenbare, unterschiedlich interessante und lehrreiche Tätigkeiten.

Kosten
Australien ist sehr teuer – eine finanzielle Förderung von zu unserem Zeitpunkt ca 2800€ steht dir
nur dann zu, wenn du dir mindestens die Hälfte der Famulaturwochen deines geplanten
Aufenthalts in Brisbane in Graz anrechnen kannst, also du für einen 8-wöchigen Aufenthalt noch
mindestens 4 Pflichtfamulaturwochen erfüllen musst! In meinem Fall habe ich dafür zuhause
absolvierte Famulaturwochen glücklicherweise nicht mehr angerechnet, so dass ich mit 4
ausstehenden Famulaturwochen nach Australien geflogen bin. Da der Zeitraum laut Erasmus genau
2 Monate betragen musste, also etwas mehr als 8 Wochen, habe ich darum gebangt, ob ich
förderberechtigt sein werde. In meinem Fall wurde dies bei einer Famulaturdauer von letztendlich
9 Wochen genehmigt, weil 9/2=4,5 auf 4 abgerundet wurde – sorge also vor, wenn du Australien im
Visier hast! Die 2800€ sind auch bitter nötig, da diese aufgrund der meist sehr kurzfristigen Zusage
seitens der Institutionen in Brisbane für den Flug und die organisatorischen Kosten draufgehen.
Exklusive Förderung habe ich für die drei Monate, ohne einen exzessiven Lebensstil zu leben, aber
eben an Wochenenden und nach der Famulatur noch 2,5 Wochen zu reisen, knapp 8300€
ausgegeben! Dabei haben wir Alice Springs und die Whitsundays aufgrund der Flugkosten von
mehreren hundert Euro finanziell bedingt gar ausgelassen. Dies liegt auch an den hohen
Wohnkosten, wenn du wie wir für so kurze Aufenthalte keine günstige Gelegenheit zu wohnen
findest und auf AirBnBs und Hostels setzen musst. Allein der Hin- und Rückflug, sowie die
Unterkünfte inklusive der Hostels für die abschließenden 2,5 Wochen haben rund 5000€ gekostet.
An den teureren Lebenhaltungskosten in Australien wirst du wenig ändern können, also ist das
Thema Unterkunft in meinen Augen die einzige Stellschraube, um die Kosten für die drei Monate
Aufenthalt zu senken.
Grundsätzlich sind die Lebenshaltungskosten einfach höher. Milch kostet gar weniger als bei uns,
wohingegen das Milchprodukt Käse ein Vielfaches kostet. Auch Joghurt kostet das 3- bis 5-fache wie
bei uns. Im Schnitt wirst du geschätzt 50% mehr für Lebensmittel ausgeben müssen, was sich nicht
durch Importe erklären lässt, das die Australier*innen ebenfalls recht viel Landwirtschaft betreiben.
Egal wie abgelegen der Ort ist, an dem du etwas bezahlen willst: Wir waren auf North Stradbroke
Island und haben sogar in einem der wenigen, kleinen Supermärkte vor Ort immer mit der Karte
zahlen können. Bargeld haben wir ausschließlich in Hostels gebraucht, wenn wir die
Waschmaschine mit einzelnen, meist 1 AUD oder 2 AUD großen Münzen hatten füttern müssen.
Nur zu Beginn hatte ich in einem zu teuren Wechselhaus in der Brisbaner Innenstadt knapp 100 Euro
umgetauscht, von denen ich wahrscheinlich auch mit 20 AUD in Coins gut hätte auskommen können.
Du zahlst wirklich fast überall mit Karte – egal wo!
Ich habe mir noch zuhause die App WISE herunterladen und mich wie beim Banking gewohnt
authentifiziert. Mit WISE kannst du zu den günstigsten Wechselkursen mit einer digitalen
Kreditkarte (zB in deiner Apple Wallet) mit einem Guthabenkonto mit Euro in australischen Dollar
(AUD) bezahlen. Wir haben bis einschließlich jeweils mehr als 5000 ausgegebenen Euro gedacht,
dass wir mit der DKB Debitkarte die günstigste Möglichkeit gefunden haben im Ausland zu zahlen –
bei Weitem gefehlt! Mit der WISE-Kreditkarte sparst du dir nochmals 5-10% und zahlst nur
marginale Gebühren an das Unternehmen (WISE hatte Wechselkurs von 1,61 während DKB 1,55
ausgewiesen hatte – bei 100€ sind das 4€ Unterschied und demnach bei 10000 bereits 400). Wie
das Geschäftsmodel funktioniert, das kannst du dir am besten im Internet durchlesen. Ich bin
wahnsinnig zufrieden und werde den Anbieter auch in Zukunft nutzen, ohne dich hiermit als Kund*in
werben zu wollen – nur ein gut gemeinter Tipp. Ich übernehme keine Risiken, sollte der Anbieter
insolvent gehen – derzeit ist es aber ein 8 Mrd. Euro schwerer Konzern und daher ein solches
Szenario etwas weniger wahrscheinlich.
Handy-Vertrag
Nach einigem hin und her gelang es mir bei Lebara einen Prepaid-Tarif, den ich in einem
Woolworths Store (größte Supermarkt-Kette hier, aber es gibt auch Aldi, Coles oder vereinzelte
Targets) gekauft hatte, zu aktivieren. Dafür musste ich mich an den Kundenservice wenden und
meinen Reisepass zur Identifizierung hochladen. Schlussendlich habe ich für umgerechnet 19-20€
monatlich unbegrenzte Telefonie inklusive Einheiten nach Deutschland und 35GB mobiles Netz
zur Verfügung. Mit diesem bin ich über die gesamten drei Monate sehr gut zurechtgekommen und
würde diese Karte der Einfachheit und Kosten halber empfehlen. Vodafon, die schon am Flughafen
überall präsent sind, habe ich gemieden und kann keinerlei Erfahrungen dazu teilen.
Öffis
Für den öffentlichen Verkehr in Queensland (Betreiber: Translink) nutzt man eine GoCard. Diese
kann man in zahlreichen Partnershops, zB. 7Eleven, für ein Deposit von 10 AUD erwerben und dann
wie eine Prepaid-Karte am Automaten (oder, wenn du dir eine australische SIM-Karte holst auch
online in Verbindung mit deiner australischen Nummer) aufladen. Du kannst in keinem
Verkehrsmittel in bar zahlen, sondern scannst immer deine GoCard beim Ein- und Aussteigen bzw.
bei Zügen an einem der unübersehbaren Automaten am Bahnsteig. Jede Busfahrt innerhalb der
Stadt kostet, vergleichbar zu Graz, je nach Fahrgastaufkommen 2,85 bis 3,55 AUD
(Umrechnungsfaktor zu Euro ca. 0,62). Wenn du ganz Queensland erkunden willst und also über die
Zone hinausfährst, dann erhöht sich der Preis deiner Fahrt nach einem recht transparenten Modell.
Da man mit 2 Fahrten je Tag, nur zur Famulatur und zurück, schonmal rund 4€ zahlt, wollte ich die
Kosten auf Dauer senken und habe mir ein Abonnement des E-Scooter-Dienstes Neuron gekauft. Es
gibt auch einen Konkurrenten (Beam), aber nur bei Neuron konnte man ein 30-Tages-Abo für 99
AUD, bei dem man täglich bis zu 90min beliebige Scooter in beliebiger Anzahl im Innenstadtgebiet
nutzen konnte, anschließen. Ein Helm hängt immer mit am Scooter. Die Fahrradleihe aus einem
früheren Erfahrungsbericht vonseiten Brisbanes existiert aufgrund von Corona-bedingtem
Kundenausfall nicht mehr. Allerdings schließen die Abonnements von Neuron und Beam jeweils
auch die Nutzung der Firmen-eigenen Räder ein, welche aber sehr schwergängig fahren und nicht
empfehlenswert sind. Ich hasse zwar selbst die Scooter im Straßenbild, aber in Brisbane war ich auf
eine den Geldbeutel schonende, viele kurze Einzelfahrten erlaubende Art der Fortbewegung
angewiesen. Für den öffentlichen Verkehr in und um Sydney (OPAL-Karte), sowie Melbourne

(myki), benötigst du btw. erneut jeweils eigene Karten. Das jeweilige Bus-, Bahn-, Bim- oder Metro-
Netzwerk findest du jeweils einfach im Netz. Wenn du zwischen den Städten mit einem

Greyhound-Bus (wie Flixbus, nur in Australien und mit ca. 1,5-facher Beinfreiheit) reist, dann hälst
du meist eh an den Bahnhöfen und hast die dortige Infotheke zum Kaufen einer lokalen Karte direkt
nebenan. Die Greyhounds sind auch deswegen praktisch, weil du dir je nach Route eine
Übernachtung sparen kannst. Ich bin von Byron Bay nach Sydney und von Sydney nach Melbourne
jeweils über Nacht und je ca 12h gefahren. Du darfst nur nicht zu komfortsuchend sein, womit ich
speziell den Koffer meine, den du bis zu deinem Check-in am Nachmittag dann herumschieben
können musst.
Essen
Es mag verwunderlich klingen, aber klassisch australisches Essen gibt es nicht. Die Australier*innen
sind multikulturell und die Einwander*innen haben für ein breites Angebot an Küchen aus
verschiedensten Ländern gesorgt. Speziell Melbourne ist die Stadt, in der nach Italien und
Griechenland selbst die größten Communities an Italiener*innen und Griech*innen weltweit leben!
In Malls, in denen du in Sydney und Brisbane Geschäfte und einzelne Restaurants vorfinden

______________________________________________________________________________________
Pioneering Minds - Research and Education for Patients‘ Health and Well-Being
Medizinische Universität Graz, Neue Stiftingtalstraße 6, 8010 Graz

https://international-office.medunigraz.at

konntest, gibt es in Melbourne viel mehr Angebot an Streetfood – teils Etagen mit verschiedener
asiatischer oder europäischer Küche neben den üblichen Cafés und Bäckereien.
Kultur / Gesellschaft
Das Thema Aboriginal People sollte man meiden, weil es doch sehr kontroverse Ansichten gibt.
Manche sind der Meinung, dass dieser Teil der Bevölkerung von den Sozialgeldern der anderen lebt.
Ansonsten sind die Australier*innen sehr offen. Vielleicht aufgrund der vielen Kulturen, die
Einheimische nach Australien gebracht haben, aber diese Offenheit, ganz ohne die im Westen
allgegenwärtigen rechten Ansichten von Teilen der Bevölkerung, war schon auffällig.
Die Menschen, vor allem in Brisbane, sind wahnsinnig nett. Mehrfach haben sich Menschen bei mir
entschuldigt, obwohl ich ihnen im Weg stand und sie mir ausweichen mussten. Dauernd wird sich
bedankt, auch beim Busfahrer beim Aussteigen. Letzteres ist ausschließlich in Queensland so
gewesen, denn die Leute in Sydney und Melbourne sind im Vergleich zu Brisbane und Umgebung
etwas kühler – so wie bei uns im Westen. Hier ist es mir im Gegensatz zu Queensland selten passiert,
dass Menschen auf der Straße zurückgelächelt oder mir gar einen schönen Tag gewünscht haben.
Die Australier*innen wirken generell fröhlicher, entspannter und weniger gestresst. Ich denke das
hat mit einer besseren work-life-ratio zu tun. Dafür kommen sie mir weniger ehrlich vor, da ich
speziell im Krankenhaus einige Situationen mitbekommen habe, in denen Kolleg*innen hinter dem
Rücken eines/r anderen nicht so positiv geredet haben. Wer nur lobt und dankt, der traut sich also
offensichtlich weniger oft die ehrliche Meinung kundzugeben.

SONSTIGES:
Du solltest genug Sonnencreme mitnehmen, weil die Gegend um Brisbane und die Gold Coast
durch die weltweit höchste Inzidenz an Melanomen gekennzeichnet ist. Es ist daher auch eine
Gegend mit super schönen Badestränden, welche alle über mit Fahnen abgesteckte Bereiche,
welche von Lifesavers überwacht werden, verfügen.
Das Einzige, das bei einem nur dreimonatigen Aufenthalt (um das Studium nicht ewig zu
unterbrechen) schade ist, ist die abseits der Famulatur doch recht geringe Zeit zu reisen. Australien
komplett, inklusive Westküste, zu erkunden, wird in unter 8 Wochen Reisedauer wohl nicht
funktionieren. Dafür waren wir uns nach Sydney und Melbourne einig, dass Brisbane die schönste
australische Großstadt zum Leben ist. 3⁄4 werden dir Sydney oder Melbourne als tollsten Ort zum
Leben nennen. Wir haben aber auch einige gegenteilige Meinungen, so die derer Reisenden, mit
denen wir am meisten unternommen haben, gehört. Entgegen unseren Erwartungen war Sydney
im Zentrum mit dem Harbour doch recht Business-lastig und die Menschen waren deutlich kühler
als in Queensland. In Sydney haben sich die Menschen nicht beim Aussteigen aus dem Bus beim
Fahrer bedankt. Auch war die Stadt weniger grün. Melbourne war erwartungsgemäß klimatisch
etwas weniger australisch-heiß und mehr westlich-regnerisch. Auch hatten wir nicht damit
gerechnet, wie voll die Gehsteige in der inneren Stadt sind. So voll, dass wir wirklich irgendwann
keinen Spaß mehr dabei hatten den ganzen Tag dort zu verbringen. Brisbane war für uns Landeier
ein ruhigerer, entspannterer Ort für den Lebensmittelpunkt, ohne aber das Großstadt-Feeling
missen zu müssen. Außerdem ist Brisbane deutlich jünger.
Egal wo du hinreist: Es gibt in Australien gefühlt überall öffentliche, kostenlose Toiletten, die Sanifair
noch nicht eingeheimst hat. In und um Brisbane empfehlen sich der botanische Garten, North
Stradbroke Island (da waren wir 2x, weil der Cylinder Beach inklusive YHA Hostel nicht so bekannt
und wunderschön sind – noch mehr der Sonnenuntergang – du musst vorab ein Fährticket bei zB
SeaLink kaufen und im Bus auf der Insel kannst du ein Tagesticket für 10 AUD erwerben), Noosa
Heads (per Zug und Bus erreichbar in ca 4h), Whitsundays (da waren wir nicht, weil du am besten
früh buchst und dann fiegst – schönste Strände, wenn auch du da nicht übernachten kannst – Hostel
auf dem Festland buchen), die West End Markets (sehr große Anzahl an privaten Ständen, die
leckeres Essen, Kleidung und mehr verkaufen), der Sonnenuntergang vom Kangaroo Point (da kann
man auch sonst schön sitzen), zum Feiern „The Met“, das kostenlose Queensland Museum, die
Strände der Gold Coast (Broadbeach deutlich weniger überlaufen und schöner als Surfers Paradise),
West End zum Essen (zB. den Griechen „Lefkas“ – etwas weiter weg ist Dude’s Dhaba btw ein Inder,
bei dem das Essen besser schmeckt als dies die Örtlichkeiten vermuten lassen), das Lone Pine Koala
sanctuary (aber vor allem aufgrund der zwischen einem herumhüpfenden Kangaroos in deren
großflächigem Gehege, Mt Coot für die Aussicht, Mount Ngungun bei Glasshouse Mountains, alle
Fährfahrten auf dem Brisbane River, ein Rugby Spiel im Suncorp Stadium zu schauen und das
kostenlose Queensland Museum. Wir sind dann ab dem Samstag nach Praktikumsende mit leicht variierenden Reiseverläufen nach
Süden weitergereist. 2 Nächte waren wir nochmals an der Gold Coast, dann 2 Nächte in Byron Bay
(kleiner, bekannter, alternativer Ort mit vielen Hostels aufgrund der schönen Strände – hier würde
ich im Nachhinein auch bis zu einer Woche lang bleiben wollen) und dann bin ich mit dem
Greyhound Bus über Nacht direkt weiter nach Sydney. An 2 der 6 Tage war ich in den Blue
Mountains, wo es btw auch ein Hostel gibt (Katoomba) – eine Überlegung wert! Erneut bin ich dann
mit dem Greyhound 12 Stunden über Nacht bis nach Melbourne gefahren. Dort haben wir dann
noch die Great Ocean Road mit einem gemieteten Auto erlebt, mit welchem mein Kumpel dann
noch ein wenig in Richtung Outback gefahren ist, während ich in Melbourne etwas früher
zurückgefahren sind.

FAZIT:
Für mich waren die drei Monate die wahrscheinlich schönste Zeit meines Lebens. Ich glaube, dass
du als Leser*in nicht in der Lage sein kannst einzuschätzen in welchen Bereichen dich solch ein
Aufenthalt bereichern kann. Es ist auch ganz anders als Urlaub, da du dich in deiner gewohnten
Umgebung zunehmend heimisch fühlen wirst. Ich habe für mich erkannt, dass ich z.B. nicht der Typ
für eine Weltreise, so ganz allein über einen langen Zeitraum, bin. Hingegen zu zweit zu reisen,
dazwischen an einem fixen Ort einen Alltag leben zu können, nur um wenige Wochen später
weiterzuziehen – das sehe ich mittlerweile als richtig spannenden, abwechslungsreichen und
erstrebenswerten Lifestyle! Vorher habe ich ganz anders gedacht und auch gemerkt, dass mich der
Auslandsaufenthalt nicht zum C2-Level in Englisch gebracht hat, aber ich kann mich mittlerweile in
den meisten Situationen gut ausdrücken und mit anderen spontan und ohne nervös über Vokabeln
nachzudenken kommunizieren. Auch hat mich der Umgang in der Gesellschaft als vorher eher
hektischen Menschen deutlich entschleunigt und ich gehe entspannter in den Tag. Das sind die
positiven Seiten, die ich beispielhaft beschreibe, weil mir keine besser verständliche, knappe
Argumentation dafür einfällt, warum die ohne einen Auslandsaufenthalt etwas entgehen würde.
Dabei geht es gar nicht darum wo du hingehst: Vielleicht hat dich Australien gecatched, vielleicht
willst du in Europa bleiben oder anderswo – es ist an vielen Orten auf der Welt schön. Australien
gehört für mich ganz klar auch dazu und hat mich hinsichtlich vieler Facetten derart begeistert, dass
ich mir, je nach Situation in ein paar Jahren, prinzipiell gar das Auswandern vorstellen könnte.
Ich weiß auch, dass nicht alle mit ausschließlich positiven Eindrücken aus einem Auslandsaufenthalt
heimkehren. Auch Australien ist nicht perfekt. Die Definition dessen, was für dich ein perfekter
Auslandsaufenthalt ist, das kannst du nur selbst herausfinden. Und auch, wenn du am Ende – egal
wo du hingehst – enttäuscht sein wirst, weil z.B. alles ganz anders als erwartet war, dann ist die
Erfahrung dieses Erlebnis mehr als wert! Zieh für ein paar Monate irgendwo um die Welt und
verlängere dafür gar dein Studium, denn dieses Abenteuer wird dir keine*r mehr nehmen können.
Und vielleicht wird es ja sogar „the time of your life“!


Bewerbung
TIPPS:
Hab keine Angst vor der Bürokratie, die in Australien leider extrem ist – dafür wird dein Aufenthalt
aber auch eine extrem bereichernde Erfahrung sein! Wir haben erst Mitte Oktober 2022 eine
Zusage für eine Famulatur ab Februar 2023 erhalten. Es wurde auch in vergangenen
Erfahrungsberichten immer wieder dazu geraten, dass du mit der Organisation so früh wie möglich
beginnst. Wir haben dies nicht getan, da wir kein Geld ausgeben wollten, bevor uns nicht ein Platz
zugesichert wurde. Letztendlich war die Organisation aber ein immenser Stress, weil du für den
Versand und die Beurteilung von Dokumentationen durch Institutionen etc. auf andere angewiesen
bist, die deine Anliegen nicht so schnell wie nötig erledigen. Die letzten essenziellen
organisatorischen Hürden haben wir Anfang Februar, Tage vor unserer Abreise, erledigt – bzw. den
bei uns noch notwendigen mask fit test am Morgen des ersten Famulaturtages. Fang also lieber
früh an und lese dich zumindest in alles Notwendige ein, dass du nach der Zusage sofort loslegen
kannst!
Insofern du von einer Partneruni kommst, gilt: Auch, wenn die UoQ dies anders kommuniziert, benötigst du keinen IELTS oder TOEFL. An dieser
Stelle, zur Not über das Grazer International Office, anmerken, dass du als Student*in einer
Partneruni von dieser Voraussetzung befreit bist und dein Schulabschlusszeugnis ausreicht.
Ab April merkt man deutlich, dass es kühler wird und der australische Winter naht. Dann ist es in
Queensland zwar immer noch konstant über 20 Grad warm, aber eben nicht mehr so extrem wie
dort im Sommer üblich. In Sydney und in Melbourne ist es bereits etwas kälter. Im Mai, ab dem
australischen Winter, kann man gar erste Wale sichten. Ich würde dazu raten entweder vor der
Famulatur zu reisen. Da du dann aber mit bewusstem Zutun mindestens den 3.Zeitslot ausfallen
lassen müsstest und wir beide wissen wie schwer einem das als Medi fällt, würde ich frühestmöglich
im angebotenen Zeitraum laut Ausschreibung famulieren und danach reisen. Die meisten
Tourist*innen reisen übrigens von Süd nach Nord, eben weil es im Norden länger warm ist.
Das „klischee-hafte“ Australien, also grenzenlose Leere, Outback-Landschaften und weniger
Touristen wirst du darüber hinaus eher im Westen mit Perth als einzig großer Metropole antreffen.
Die meisten bereisen die Ostküste, welche mehr Städte und weniger gefährliche Badestrände (Haie
und Co) aufweist. Der Westen soll laut mehreren Aussagen von Leuten, die dort gewesen sind,
deutlich ruhiger sein. Ein*e Partyurlauber*in würde dort vermutlich einschlafen, Reiseliebhaber
werden dort das tatsächliche Australien, inklusiver dem fast kompletten Spektrum der australischen
Tierwelt (mehr Insekten wegen mehr populationsarmer Gegenden, aber zB. keine Koalas, welche
nur im Osten vorkommen) auf ihre Kosten kommen.
In Brisbane hatten wir ein AirBnB in der Lewis Street in Woolloongabba – zu Fuß waren es 15min bis
zum PAH, also optimal. Dafür eine 20min-Busfahrt vom Stadtzentrum entfernt und etwas ruhiger
gelegen. Empfehlenswert ist auch das etwas teurere Selina Hostel, vor allem zum Socializing mit
anderen Reisenden gegen Ende. Dort kann man am späten Nachmittag des Anreisetages zu einem
Welcome-Drink zusammenkommen und so einfach Leute kennenlernen. Sonst eher schick und
Hotel als Hostel. Daher sind die Events auch die beste und wahrscheinlichste Möglichkeit Leute
kennenzulernen. Doch immer gilt: Wenn du dich nicht aus Eigeninitiative traust Leute anzureden
oder dich irgendwo dazuzusetzen, dann wirst du wie viele andere, die wir auch gesehen haben,
oftmals auch allein herumsitzen. Wir haben teilweise sehr gut integrierte, extrovertierte
Italienerinnen getroffen, aber im gleichen Hostel einen Argentinier kennengelernt, der schon 3
Monate in Sydney gelebt und dabei niemanden genauer kennengelernt hatte. Die meisten
Freundschaften werden gefühlt allgemein nur für die Zeit in Australien hinweg bestehen.
Viele andere Tipps wurden schon beiläufig in den bisherigen Schilderungen genannt. Daher
Stichpunkt-artig:
- WISE
- schon vor der Zusage mit der Organisation hinsichtlich der Dokumente und Unterkünfte
anfangen
- sorge vorab für einen gediegenen Kontostand oder leih dir Geld von deinen Eltern
- IELTS / TOEFL nicht erforderlich
- Februar oder März aufgrund des Hochsommers ideal für das Reisen
- Infectious Diseases bei Interesse sehr zu empfehlen
Damit habe ich bestimmt einige Tipps vergessen zu wiederholen, darum lese am besten notfalls
nochmals weiter oben nach.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
Partnerprogramm, daher mit 3000€ gefördert durch ERASMUS - ALLERDINGS inkl. 2,5 Wochen Reisen Gesamtkosten von 8000€

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1