Ich war in der Neuro in der Rehaklinik Valens, eine kleine Klinik mit etwa 150 Betten. Ein Teil gehört zur muskuloskelettalen Reha, wobei es im Alltäglichen kaum Überschneidungen zwischen den beiden Abteilungen gibt.
Zur Arbeit auf der Station:
Es geht immer um 8:00 los, inzwischen mit einem täglichen Morgenrapport, der zeitweise Corona-bedingt pausiert war. Hier werden kurz die Neuaufnahmen und wichtige Anliegen besprochen. 2x pro Woche gibt es einen Röntgenrapport. Hier kann man auch immer einiges lernen. Patienten die man selbst aufgenommen hat stellt man meist vor. Grundsätzlich wird man einer Station zugeteilt. Je nach dem wie lange man in Valens ist, kann man auch mehrere kennenlernen und wenn mal woanders wer gebraucht wird, hilft man mal kurz aus. Die Stationsarbeit unterscheidet sich sehr von dem was man aus Deutschland kennt. Blutentnahmen, Zugang legen etc. gehört nicht zum Aufgabenspektrum der Studierenden. Die Arbeit richtet sich nach dem Stil der jeweiligen AssistentInnen. Man ist sehr gut eingebunden und bekommt, sobald man sich eingefunden hat, diverse Aufgaben zugeteilt. Hierzu gehört Briefe schreiben, Untersuchungen/Konsile anmelden, Verlaufs- und Visitendokumentation und natürlich Neuaufnahmen. Der Arbeitsprozess ist recht entschleunigt, dadurch hat man viel Zeit am Patienten, was dem Lerneffekt zugute kommt.
Teachings/Lehre:
Die AssistentInnen lassen einem bei den Aufnahmen freie Hand, idealerweise schaut jemand zu, damit gerade die anfänglichen Ungenauigkeiten aufgedeckt und verbessert werden können. Die allermeisten AssistentInnen sind sehr bemüht einem etwas beizubringen. Bei jeder Neuaufnahme schaut auch eine/r der KaderärztInnen vorbei, dabei stellt man den Pat. kurz vor und bekommt, bei interessanten Befunden, meist noch ein paar Dinge gezeigt. Somit ist der ganze Prozess einer Neuaufnahme sehr lehrreich. Bei den organisatorischen Aufgaben lernt man ebenso einiges, was später mal auf einen zukommt. Zudem gibt es wöchentlich 2 Fortbildungen zu verschiedenen Themen.
Stimmung:
In der ganzen Klinik herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre. Alle pflegen einen respektvollen, freundlichen Umgang miteinander. Sogar als UnterassistentIn ist man bis zum Chef per du. Man muss sich nicht scheuen Fragen zu stellen und wird auch selber mal um eine Einschätzungen gebeten, wenn es eine Unklarheit bei einem Fall gibt. Um die Mittagspause braucht man sich nicht zu sorgen, die wird konsequent eingehalten. Für 9,50 CHF kann man im Personalrestaurant essen, alternativ ist auch genug Zeit sich selbst etwas in der Personalwohnung zuzubereiten.
Wohnen:
Es gibt Studios und Einzelzimmer. Ich habe ein Studio im Personalhaus Madrus gehabt. Kann ich sehr empfehlen, faire Kosten von 520 CHF, die direkt vom Lohn abgezogen werden. Es ist sauber und in einem guten Zustand. 5 min Fußweg zur Klinik.
Es gibt noch das Haus Pizol, nur 100m von der Klinik entfernt. Da es allerdings bessere Möglichkeiten zum Zusammensitzen/Kochen/Film schauen im Madrus gibt, mussten die Pizol-Bewohner meist rüberkommen.
Freizeit/Umgebung:
Während meiner Zeit in Valens hat sich eine entspannte Gruppe zusammengefunden, dabei nicht nur andere UHUs sondern auch aus der Ärzteschaft und von den Ergos und Physios. Je nach Jahreszeit gibt es zahlreiche Freizeitmöglichkeiten. Ski, Wandern, Städtetrips oder einfach in Valens verweilen, das ist zwar nicht der spannendste Ort aber da man den Fitnessbereich in der Klinik oder auch Billard/Tischkicker benutzen darf, findet sich sogar dort etwas. Da es keine Wochenend- oder Pickettdienste gibt, kann man alles, was die Schweiz zu bieten hat, voll auskosten.
Zum Einkaufen muss man nach Bad Ragaz, das muss man einplanen. Es fährt nur jede Stunde ein Bus.
Fazit:
Sehr zu empfehlen! Man muss sich natürlich bewusst sein, dass man in der Reha keine echte Akutneurologie sieht. Klar gibt es mal einen Zwischenfall, richtig Action gibt es aber nicht. Gerade das halte ich für eine vorteilhafte Umgebung, um in die Neurologie und auch in den Rehaalltag reinzuschnuppern. Das Gesamtpaket in Valens ist super.
Bewerbung
5 Monate im Voraus, wahrscheinlich auch kurzfristiger noch möglich
