Famulatur Orthopädie in Universitaetsklinikum Heidelberg (12/2020 bis 12/2020)

Krankenhaus
Universitaetsklinikum Heidelberg
Stadt
Heidelberg
Station(en)
Kinderorthopädie/Obere Extremitäten/Sport/Endoprothese
Fachrichtung
Orthopädie
Zeitraum
12/2020 bis 12/2020
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Ich habe eine Famulatur (stationär, 4 Wochen) in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Schlierbach, Heidelberg absolviert. Hier rotiert man jede Woche in eine neue Abteilung, was Vor- und Nachteil hat. Der Vorteil des Rotieren-Systems ist, dass man jede Woche sehr viele neue Krankheiten/Patienten sehen kann und einen guten Überblick über das orthopädische Krankheitsspektrum bekommt. Allerdings muss man am Anfang jeder Woche ein neues Team kennenlernen sowie nochmal eingearbeitet werden. Selbstständige Arbeit hat man hier kaum. Der Tag beginnt um 7h20 mit der gemeinsamen Frühbesprechung in einem Saal mit fast allen Ärzten im Haus. Hier haben Famulanten meist die Zuschauerrolle, da die Fälle von den Assistenzärzten vorgestellt werden. Danach kommt man entweder mit einem Arzt zur OP oder in die Ambulanz Sprechstunde, die abhängig von Abteilungen ein- oder zweimal wöchentlich stattfindet.
In OP:
Wenn die OPs offen sind, haben Famulanten meistens die Aufgabe, Haken zu halten und Patienten zu lagern. Abhängig von Abteilungen und von Ärzten sowie von individuell vorhandenen Erfahrungen (wenn man schon vorher zum Beispiel durch Nebenjob in OP oft assistiert hat, darf man hier auch viel mehr machen), darf man auch ab und zu nähen, tackern, absaugen oder knoten (die Technik muss man vorher schon kennen, zum Beispiel im Nahtkurs an der Uni). Fragen wurden immer kurz aber verständlich beantwortet. Im Aufenthaltsraum der OP-Säle gibt es jeden Tag kostenlose Suppe und zwischen den OPs hat man 10 bis 15 Minuten Pause. In OP herrschte eine angenehme Stimmung zwischen Ärzten und Pflegen, aber weil es derzeit viele Famulanten im Haus gab, waren die Studenten hier nicht sehr wertgeschätzt und dementsprechend habe ich nie ein Willkommensgefühl hier gehabt (in allen 4 Wochen habe ich nur zweimal „Danke schön“ gehört für meine Hilfe in OP). Fehler in OP sollte man unbedingt vermeiden, sonst bekommt man schnell einen bösen Blick und man darf nicht viel weitermachen (ich habe einmal ein Luft-Knot in OP gemacht und danach durfte ich nie wieder knoten). Außerdem muss man noch beachten, dass man sich beim zuständigen Arzt melden muss, wenn man am nächsten Tag in OP assistieren möchte, weil es im Haus viele PJler und Studenten (Nebenjob) gibt, die als OP-Assistent da arbeiten und oft automatisch in OPs eingeteilt sind. In solchen Fällen darf man nur mit Distanz die OP zuschauen, was ziemlich langweilig ist, wenn die Plätze um den OP-Tisch voll sind. Besonders ist die körperliche Arbeit in der Endoprothese und im Tumorteam anstrengend und ich habe meistens nach der 3.Stunde in OP meine Konzentration verloren. Vorher gut trinken und essen ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Wenn Patienten laparoskopisch operiert werden, stehen ein Oberarzt und ein Assistenzarzt am Tisch und der Famulant bleibt in der Ecke, um sich den Bildschirm anzuschauen, was bei mir ganz gut funktioniert hat, weil man bei solchen OPs am Tisch auch nicht viel mehr mitbekommt.

In der Ambulanz/Sprechstunde:
Wenn man hier den richtigen Arzt erwischt, kann man viel lernen: Fragen werden gut und ausführlich beantwortet, die Bilddiagnostik wird gemeinsam besprochen, bei der Untersuchung wird einem viel gezeigt, wie ein pathologischer sich von einem normalen Befund unterscheidet und man darf die Patienten nachuntersuchen. Es gibt auch Ärzte, die mega gestresst sind und daher keine Zeit für Lehre haben (weil es zu viele Patienten gibt) oder die einfach keine Lust darauf haben, Studenten etwas Sinnvolles beizubringen. Bei denen kann man einfach nur hinterherlaufen und die Anamnese/Untersuchungen zugucken. Manchmal wird man zum Aufklärungsgespräch mitgenommen, was ziemlich interessant ist.

Auf der Station:
Man verbringt nicht viel Zeit hier. Nach Wunsch kann man am Morgen Blut abnehmen oder Flexüle legen, bevor man in die Ambulanz geht. Hier ist zu betonen, dass diese Tätigkeiten nicht obligatorisch sind und einem wird nicht gezeigt, wie das gemacht werden sollte. Am besten sollte man die Technik schon vorher kennen (ein anderer Famulant hat mir beigebracht, wie man eine Flexüle legt). Ansonsten kann man in die Visite mitlaufen, wobei man einen richtigen Moment finden muss, um Fragen zu stellen, weil die Ärzte danach schnell zur OP/Ambulanz gehen müssen. Das Pflegeteam auf der Station (ich war nur auf der Station für Endoprothese und Obere Extremitäten) war sehr nett und freute sich immer, als ich Blutabnahme üben wollte.

Wenn es nicht viel los war bzw. wenn es im Moment zu viele Studenten da gab, durfte ich den Tag auch in einer anderen Abteilung verbringen, wo ich eigentlich nicht eingeteilt wurde. Deswegen war ich an zwei Tagen in der Tagesklinik, einem Tag in der technischen Orthopädie und 3 Tagen im Querschnittszentrum.

Zusammenfassung: Ich würde die Famulatur hier als OK bewerten. Wie gesagt dank des Rotationssystems kann man hier einen guten Blick für die Fachrichtung Orthopädie haben. Wenn man schon viele Erfahrungen in OP besitzt, genug Eigeninitiative mit sich bringt und mit den Ärzten gut kommuniziert, wird man hier Spaß haben. Seltene Krankheiten, die fast nur in Lehrbuch vorkommen, und deren Therapieplanung kann man hier gut sehen. Wenn man nach einer Famulatur sucht, in der von Anfang an nicht verlangt wird, dass man schon alles weiß; Fehler akzeptiert sind sowie einem neue Dinge mit viel Geduld gezeigt wird, ist ein kleineres Krankenhaus dafür geeigneter. Nach der Famulatur hier hat meine Motivation für Orthopädie tatsächlich sich reduziert. Das Mittagessen in der Cafeteria ist mega teuer, weil man als Famulant keine Mitarbeiter-Karte bekommt.

Man kann bei der Bewerbung auch seinen Wusch äußern, dass er alle 4 Wochen nur in einer Abteilung/ einem Bereich arbeiten möchte. Dann hat man eine richtige Einarbeitung und genug Zeit, um das Team kennenzulernen und sich vertrauen zu lassen. Aber da verliert man den Überblick. Jeder muss selbst die Vor- und Nachteile des Systems gegeneinander abwägen.
Bewerbung
Die Bewerbung lief problemlos 4 Monate davor ab
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Repetitorien
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Stimmung Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen
4
Stimmung Klinik
3
Unterricht
1
Betreuung
5
Freizeit
1
Lehre auf Station
4
Insgesamt
4

Durchschnitt 3.33