Famulatur Anästhesiologie in Mater Dei Hospital Msida (2/2019 bis 3/2019)

Krankenhaus
Mater Dei Hospital Msida
Stadt
Msida
Station(en)
ITU, MRI, Theatre
Fachrichtung
Anästhesiologie
Zeitraum
2/2019 bis 3/2019
Einsatzbereiche
Station, OP, Diagnostik
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Ich habe von Anfang Februar bis Anfang März meine Anästhesiefamulatur im Mater Dei Hospital in Malta gemacht. Ursprünglich wollte ich einfach nur ins englisch-sprachige Ausland und bin dann auf Malta gestoßen. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass das das beste war, was mir hätte passieren können :). Generell sprechen eigentlich alle Menschen dort Maltesisch und als zweite Amtssprache Englisch. So ist die Verständigung generell eigentlich gar kein Problem. Im Krankenhaus waren bei mir die meisten auch immer um Übersetzungen bemüht, wenn viel auf Maltesisch gesprochen wurde.
Bewerbung:
Die Bewerbung an sich ist recht unkompliziert, allerdings benötigt man einige Unterlagen. Auf der Seite der Medizinischen Fakultät ist alles bestens beschrieben:
https://www.um.edu.mt/ms/medical_electives_programme
Ansprechpartnerin ist während des Bewerbungsprozesses Mrs Marguerite Bonavia, die immer sehr schnell antwortet und sehr hilfsbereit ist.
Unterkunft:
Bei der Bewerbung kann man sich gleich auch für einen Unterkunftsplatz bemühen (man kann Mrs Bonavia einfach Bescheid geben, dann klappt das auch). Dabei handelt es sich über die Malta Medical students' Association (MMSA) angemietete Wohnungen, die meist recht nah am Krankenhaus liegen. In der Regel wohnt man in diesen dann mit anderen Medizinstudenten aus aller Welt zusammen. In meinem Fall waren es zwei final year students aus England und einer aus Tunesien. Die Wohnungen sind unterschiedlich gut ausgestattet: Bei uns war es so, dass es relativ (okay - ziemlich ^^) dreckig war und in einigen Zimmern ging der Heater nicht, was im Februar doch noch recht ungünstig war, da wir nachts Temperaturen um die 5-10 Grad hatten. Man hat ein eigenes Zimmer und teilt sich die Küche, Bad und den Wohnbereich. Die Wohnung war mit Waschmaschine und Trockner ausgestattet. Zu Beginn war das Internet defekt, was natürlich nicht so schön war. Frei nach einer eher südländischen Mentalität kann es dann auch mal bis zu einer Woche dauern, bis das dann auch tatsächlich behoben wird. Das liegt eventuell auch u.a. daran, dass die Studenten der MMSA sich um die Betreuung und alles Organisatorischen bezüglich der Unterkünfte kümmern. Da kann man es dann eben mal mit mehr oder weniger motivierten Ansprechpersonen zu tun haben :). Ich fand es aber sehr schön, dass man durch die WG gleich guten Anschluss zu anderen Studenten bekam und wenn man alles mit Humor nimmt bleiben lustige Erinnerungen. Für einen Monat habe ich ca. 575€ an Miete bezahlt, was nicht billig ist. Ich habe auch noch andere Studenten kennen gelernt, die sich eine Unterkunft über Air BnB gemietet haben. Diese waren dann teilweise sehr viel schöner ausgestattet, z.B. mit Balkon und teilweise günstiger. Da sollte man es sich einfach überlegen, was für jeden selbst am besten in Frage kommt.
Generell ist zu den Lebenshaltungskosten zu sagen, dass ich sie jetzt nicht sonderlich teurer als bei uns fand. Wenn man seine Einkäufe bei Lidl macht, dann kann man einiges an Geld sparen und die Preise sind ähnlich wie bei uns. Restaurantpreise sind auch ähnlich. Unglaublich günstig sind die Busfahrten (1,50€ pro 2 Stunden) und Pastizzi, die typischen maltesischen Blätterteigtaschen, die es für ca. 50Cent an jeder Ecke gibt. Sehr lecker und definitiv zu empfehlen, auch wenn man sich vielleicht nicht unbedingt ausschließlich von ihnen ernähren sollte !
Famulatur:
Als elective student ist man immer einem Consultant (Oberarzt) zugeteilt. Je nachdem, wie motiviert dieser ist, lernt man eben mehr oder weniger viel/darf man mehr oder weniger viel selbst Hand anlegen. Ich hat sehr großes Glück Dr. Andrew Aquilina zugeteilt zu sein. Er ist ein wandelndes Lexikon was Pharmakologie angeht und hat ein unglaubliches Fachwissen ^^. Er ist sehr am Teaching sowohl der Studenten als auch der House Officer (eine Mischung aus Assistenzarzt und PJler in Malta-> siehe Erläuterung am Ende) interessiert. So durfte ich vom ersten Tag an mit anpacken und sobald die Patienten in Narkose gelegt waren und alles so weit lief ging das Teaching während den Op’s zu bestimmten Themen los. Da sprachen wir dann über semipermeable Membranen, Ionenkanäle etc. um daran dann beispielsweise die Indikationen und Nebenwirkungen der einzelnen Muskelrelaxantien, Analgesiemedikamente und geeignete Rescue fluids bei Blutverlusten zu erarbeiten. Das hat super viel Spaß gemacht und ich habe das Gefühl mega viel gelernt zu haben. Auch wenn ich sicherlich nicht immer mit Wissen geglänzt habe, war das überhaupt nicht schlimm. Dr. Aquilina ist ein sehr humorvoller Mensch und sein Kommentar wenn ich mich mal entschuldigt hatte, als ich was nicht wusste war „Don’t apologize, you should only say sorry, when you do know the right answer, it’s the only fun I get“ :D. Einmal sollte ich z.B. einen iv-Zugang bei einem Patienten mit etwas schwierigeren Venenverhältnissen legen und als es dann klappte war seine Reaktion „Oh you’re such a disappointment, I wanted you to mess it up so that I can rescue us“. Man kann sich denken, dass ich immer sehr viel Spaß hatte und die Lernatmosphäre sehr ungezwungen und angenehm war. Wenn die Lage mal brenzlig wurde, war Dr. Aquilina aber immer sofort auf zack und hat sehr schnell reagiert. Aber auch in solchen Situationen war ihm das teaching immer sehr wichtig.
Ich war entsprechend Dr. Aquilina‘s schedule dann jeden Tag woanders: Montags in der Endoskopie, wo wir die Patienten sediert haben und der Fokus des Teachings besonders auf „upper airway obstruction“ lag, wie ich diese frühzeitig erkenne und was ich dagegen mache. Dienstags waren wir dann im Theatre, in der Plastische Chirurgie. Da wurden immer unterschiedliche Narkoseverfahren verwendet, da die Eingriffe sehr vielfältig waren. Mittwochs waren wir im MRI, wo es darum ging Kinder für die Untersuchung zu sedieren. Das war sehr spannend, da es da doch sehr viele Unterschiede zu Erwachsenen gibt und gerade bei Kindern die Gefahr einen Laryngospasmus auszulösen, viel häufiger ist. Da durfte ich auch immer fleißig mit anpacken und sobald die Kinder mit inhalativen Anästhetika sediert waren, konnte ich das iv-Zugänge legen üben. Donnerstags war dann Dr. Aquilinas freier Tag, dafür hat er sich dann immer schon mittwochs gekümmert, dass ich jemand nettem für diesen Tag zugeteilt war. Ich konnte mir dann auch wünschen, was ich gerne sehen würde, weswegen ich meistens in die Gyn zu den Sectios ging. Einmal war ich im Emergency Theatre dabei, wo dann tatsächlich auch eine Notfall-Craniotomie bei einem subduralen Hämatom durchgeführt wurde. Das war einfach der Wahnsinn. Und auch da war die betreuende Ärtzin trotz der allgemeinen Anspannung stets bemüht alle meine Fragen zu beantworten und sehr nett. Freitags war dann wieder Theatre an der Reihe, diesmal in General Surgery.
Einmal alle vier Wochen hat jeder Consultant eine Woche lang Dienst auf der ITU. Das war für mich die spannenste Zeit, denn hier sieht man einfach alles. Die Visiten sind dann immer sehr ausführlich, wo jeder Patient im Team besprochen wird, wobei man sehr viel lernt. Ich konnte in dieser Zeit viele spannende Dinge sehen, wie z.B. eine Thoracotomy bei einer Dame mit sehr schlechtem Allgemeinzustand (Dyspnoe und Hypotonie), worauf hin sie dann sofort von den Vitalzeichen viel besser wurde - das war sehr beeindruckend! Ich durfte dann auch meinen eigenen Patienten betreuen und vorstellen, was mir hinsichtlich eines strukturierten Assesments aller Körperfunktionen, drug reviews etc. auch sehr viel gebracht hat.
Ich sollte morgens immer so gegen 8:30 da sein, richtig los ging es aber erst so nach 9h - südländische Mentalität eben ^^ (Ich hatte mir immer vorgenommen etwas später zu kommen, aber das haben meine deutschen Wurzeln dann einfach nicht zugelassen ^^). Dienstende war dann meistens so zwischen 13 und 14h. Dazu muss man sagen, dass es im Mater Dei eine 6 Tage Woche gibt, aber als Student hatte man immer Samstag und Sonntag frei.
Weitere Highlights waren dann auch einige Fortbildungen, bei denen ich immer dabei sein durfte. Da ging es beispielsweise um ECMO oder ARDS Beatmungsprotokolle und weiterer solcher intensivmedizinischen Themen.
Eins der tollsten Erlebnisse war für mich das "pre-hospital emergency training", was an einem kompletten Samstag stattfand und ähnlich eines ACLS-Kurses für die maltesischen final year students ausgerichtet war. Da meine Mitbewohnerin ihr elective in A&E machte und der betreuende Consultant der Organisator davon war, konnte ich auch kommen. Wir halfen beim Aufbau der einzelnen Stationen (Airway, Breathing, ..) und konnten dann mit den maltesischen Studenten die Trainings und Simulationen in den einzelnen Räumen mitmachen. Das war einfach nur mega und hat sehr viel Spaß gemacht!
Generell war es nebensächlich irgendwie auch abgefahren, dass die kritisch kranken Patienten, die man während der Arbeit betreute, alle samt in den News waren - Malta ist eben klein und Mater Dei das einzige Akutkrankenhaus auf der Hauptinsel .
Zusammenfassend muss ich sagen, habe ich im Mater Dei Hospital eigentlich nur nette Menschen erlebt. Ich war sehr beeindruckt wie freundlich und hilfsbereit jeder war (ich habe mich in den ersten zwei Wochen gefühlt mindestens 1-2 Mal verlaufen aber man trifft immer hilfsbereite Menschen, die einen dann in die richtige Richtung lotsen^^) und wie wenig man da auf "Gegrummel" stößt, auch wenn mal nicht alles so läuft wie geplant. Das Teaching ist super, vielleicht auch deswegen, weil dort jeder House Officer IMMER durch einen Consultant betreut wird und daher sehr viel Wert darauf gelegt wird, nicht einfach "zu machen". Ich hatte das Gefühl die Qualität ist einfach eine andere, man wird nicht einfach so ins kalte Wasser geschmissen und muss dann Patienten bezüglich Dinge betreuen, von denen man eigentlich gar keine richtige Ahnung hat (das ist mein persönlicher Eindruck, da habe ich in anderen Famulaturen hier in Deutschland schon ganz andere Dinge erlebt).
Ausflüge/Freizeit:
Malta ist sehr klein, aber voll von so unglaublich viel Geschichte und toller Natur, sodass es an den Wochenenden immer etwas zu erkunden gibt. Ich könnte hier gefühlt ein ganzes Buch schreiben, aber versuche mich mit ein paar Tipps möglichst kurz zu fassen. Zum einen ist da Valetta, die Hauptstadt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Auch die Tempelstätten, wie beispielsweise Hagar Quim, sind einen Besuch wert. Auf jeden Fall würde ich empfehlen einen Wochenendausflug nach Gozo, der Schwesterinsel im Norden, einzuplanen. Ein Muss ist unbedingt auch "the silent city" Mdina und das tolle Restaurant "Fontanella" dort. Wer Kuchen mag, darf sich das nicht entgehen lassen . Auf einen Sonnenuntergang bei den Dingli cliffs ist sehenswert.

Alles in allem kann ich eine Famulatur in Malta unbedingt uneingeschränkt empfehlen, ich hatte eine sehr schöne Zeit da. Ich gehe im PJ wieder hin ! Wenn ihr noch fragen habt, könnt ihr euch gerne bei mir melden.

Anmerkung zum Ausbildungssystem:
Die maltesischen Medizinstudenten machen angelehnt an das UK-System ein 5 jähriges Studium. Dann sind sie für zwei Jahre ein sogenannter "House Officer", wo sie schon als Arzt arbeiten, aber die Aufgabenbereiche ähnlich zu denen für uns als PJler sind. Dabei werden sie, wie oben erwähnt, die ganze Zeit durch einen Consultant betreut, wodurch sie ein hervorragendes Teaching erhalten. In diesen zwei Jahren rotieren sie dann alle paar Monate durch verschiedenste Bereiche. So könnten sie sich viele Fachrichtungen ansehen und sich danach dann für eine "Specialty Training" Position in der Fachrichtung, die sie gerne machen möchten, bewerben.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 1 Jahr im Voraus beworben, eigentlich reichen aber auch 4-6 Monate vorher.
Mann benötigt u.a. Nachweise zu Impfungen, Polizeiliches Führungszeugnis, TOEFL-Test, etc. (siehe den Link oben).
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Gebühren in EUR
495€/Monat plus Unterkunft (575€)

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1